St. Pauli-Pastor nimmt Flüchtling aus Eritrea auf

St. Pauli-Pastor Sieghard Wilm

St. Pauli - St. Pauli-Pastor Sieghard Wilm hat einen 17-jährigen Flüchtling aus Eritrea privat in sein Pastorat aufgenommen. Damit will er auch den Blick auf die schwierige Situation von minderjährigen unbegleiteten Flüchtlingen lenken. 

Dem Evangelischen Pressedienst (epd) sagte Wilm, H. gehe seit etwa einem halben Jahr zur Schule und lerne Deutsch. Am Freitag werde H. 18 Jahre alt. Dann sei er nicht mehr minderjährig, sondern müsse nach der Logik der Hamburger Sozialbehörde wieder zurück in die Notaufnahme. "Doch alle Kapazitäten in Hamburg sind erschöpft", so der Pastor. 

Wilm befürchtet, dass sich die Situation für viele Dutzende von Flüchtlingen am 1. Januar 2016 schlagartig zum Negativen ändern könnte. Bei der behördlichen Altersbestimmung von Betroffenen, deren Papiere nicht anerkannt werden oder die keine Papiere mehr haben, werde immer der 1. Januar als Geburtstag eingetragen. Wer dann "behördlicherseits volljährig" werde, genieße nicht mehr den etwas besseren Schutz für minderjährige Flüchtlinge, sondern müsse wieder in Massenquartiere zurück.

Er hoffe auf viele Nachahmer in anderen Kirchengemeinden, so Wilm. Die St. Pauli-Kirche hatte vor rund zwei Jahren bundesweit Schlagzeilen gemacht, als sie ab Juni 2013 für über 80 Lampedusa-Flüchtlinge zum monatelangen Nachtquartier wurde.