Kleiderkammer Regerhof „So leer hab‘ ich die Regale in neun Jahren noch nicht gesehen“

Kleiderkammer-Leiterin Bettina Buhr und ihre Kollegin Melanie Tschechne.

Bis zu 200 Menschen am Tag versorgt die Kleiderkammer mit Kleidung, Haushalts- und Hygieneartikeln. Zumindest bislang – denn die Vorräte sind fast aufgebraucht und mit der Wiedereröffnung der Erstaufnahmestelle „Schnacke“ in Bahrenfeld erwarten Leiterin Bettina Buhr und ihre Kollegin Melanie Tschechne noch mehr Andrang. Kirche Hamburg hat den Regerhof besucht.

Vor einem der vielen, kleinen Container-Häuschen auf dem Regerhof sitzen Bettina Buhr und Melanie Tschechne an einem kleinen Tisch und schneiden Gemüse für die Pizza, die es heute Abend bei einem Konzert geben wird. Minütlich laufen Menschen an ihnen vorbei, hin zur Kleiderkammer, die seit Wochen sehr hohe Besucher*innenzahlen misst. „So leer habe ich die Regale in neun Jahren noch nicht gesehen“, berichtet Bettina Buhr, die seit 2013 für die Luthergemeinde Bahrenfeld arbeitet. „Gestartet haben wir im Gemeindesaal mit einer mobilen Kleiderkammer, um die Erstaufnahmeeinrichtung für geflüchtete Menschen in der Schnackenburger Allee zu versorgen. Seit 2014 sind wir auf dem Regerhof in einem festen Container.“ Vor dem Angriffskrieg auf die Ukraine kamen 20 bis 70 Menschen, nun kommen fast drei Mal so viele.

 

Bahrenfeld – ein Stadtteil mit vielen Folgeunterkünften

Quartiersmanager Nathan Arileshere kennt den Grund. „In Bahrenfeld gibt es neben Erstaufnahmestellen auch einen sehr hohen Anteil an Folgeunterkünften. Deswegen ist der Schwerpunkt meiner Arbeit auch der Bereich Flucht und Migration.“ Nathan Arileshere schaut regelmäßig auf dem Regerhof vorbei, er ist das Bindeglied zwischen Bezirksamt und sozialen Einrichtungen. „Die nahegelegende Erstaufnahmestelle in der Schnackenburger Allee, die seit einer Woche wieder ihren Betrieb aufgenommen hat, erwartet in den kommenden Tagen bis zu 1200 geflüchtete Menschen und viele kommen dann erstmal hierher“, berichtet der Quartiersmanager.

Ehrenamtliche Helfer*innen dringend gesucht

Der kurzfristige Anstieg an „Neuhambuger*innen“, wie Bettina Buhr die geflüchteten Menschen nennt, sorgt für einen hohen Bedarf an helfenden Händen auf dem Regerhof. „Vor allem brauchen wir dringend Ehrenamtliche, die regelmäßig feste Zeiten übernehmen“, erklärt Melanie Tschechne. So wie die Brüder Kenneth und Enoc Saenz aus Nicaragua, die als Kleiderkammerkunden kamen und nun ehrenamtliche Helfer sind.

„Dass Besucher*innen zu Ehrenamtlichen werden ist tatsächlich keine Seltenheit“, berichtet Tschechne. „Die Kleiderkammer ist mehr als eine Versorgungsstelle, wir stehen eng in Kontakt mit den Menschen und kennen ihre persönlichen Geschichten, sehen die Fotos von zerbombten Wohnungen“, so Bettina Buhr. Das ist oftmals nicht einfach für die beiden Frauen. „Einige mussten zum Beispiel das zweite Mal binnen weniger Jahre fliehen. Erst von Aleppo in die Ukraine und von dort dann hierher“, erzählt Bettina Buhr. Dennoch können sich sie sich beide keinen anderen Arbeitsplatz mehr vorstellen und sind sich einig: „Das ist keine Arbeit, das ist Berufung“.


Die Kleiderkammer ist an folgenden Tagen geöffnet:

Dienstag: 10 – 16 Uhr

Mittwoch: 10 – 13 Uhr (nur Spendenannahme) und 13 – 16 Uhr

Donnerstag: 10 – 16 Uhr

Momentan werden besonders folgende Dinge benötigt: Kleidung in kleinen Frauengrößen (34-38 bzw. XS/S), sämtliche Hygieneartikel, besonders Windeln, sowie Kugelschreiber, Stifte und Schreibhefte.

Kontakt zur Kleiderkammer per Telefon: 040-88156300 oder per Mail: kleiderkammer@lutherkirche.net

Auf dem Regerhof gibt es noch zahlreiche weitere Angebote, wie eine Fahrradwerkstatt, Deutschkurse, eine Nähwerkstatt oder eine Bäckerei. Zu dem finden regelmäßig Veranstaltungen auf dem Gelände statt. Alle Informationen unter: www.lutherkirche.net