Die Lebenszufriedenheit vieler christlicher Singles ist sehr hoch. Das ist eines der positiven Ergebnisse der im März erschienenen Singlestudie. Der Glaube, die Kirche und das damit verbundene Sozialleben tragen maßgeblich dazu bei. Doch das Verhältnis von Alleinstehenden zur Kirche ist durchaus ambivalent. Rund 30 Prozent der Befragten gaben an, dass sie sich besonders in Kirche stigmatisiert und wenig wahrgenommen fühlen.
Bedürfnisse von Singles kommen zu kurz
„Kirche wirkt sich sowohl positiv wie auch negativ auf die Lebenszufriedenheit von Singles aus“, sagt Johanna Weddigen. Die Wissenschaftlerin ist Co-Autorin von „Christliche Singles: Wie sie leben, glauben und lieben“ und hat mit zahlreichen Teilnehmenden selbst gesprochen. „Da haben Gemeinden eine große Verantwortung und sollten das nicht einfach übersehen.“
Laut Singlestudie haben Alleinstehende oft das Gefühl, dass ihre Bedürfnisse in ihrer Kirchengemeinde vernachlässigt werden (41 Prozent) und sie weniger Wertschätzung als Familien und Paare bekommen, da ihre Lebensweise als eine Abweichung von der Norm wahrgenommen wird. „Ganz besonders schwierig ist es für Singles zwischen Mitte 20 und Ende 30, wenn Gleichaltrige Familien gründen und sich die Lebenswelten stark verändern“, meint Weddigen. „In dieser Zeit brauchen Singles ihre Orte, wo sie miteinander unterwegs sein können.“
Singles sind Teil des Ganzen
Gruppenangebote von Kirchen richten sich jedoch meist an Kinder, Familien oder Senioren. Rund 59 Prozent der Befragten gaben folglich an, dass sie sich mehr Veranstaltungen für Singles wünschen. Weddigen berichtet von einer Hamburger Kirchengemeinde, die beispielsweise Single-Kurse mit Treffen zu Themen wie Sexualität, Kommunikation, Einsamkeit sowie viel Raum für Austausch anbot – und das mit großem Erfolg.
Damit Singles sich mehr gesehen und wertgeschätzt fühlen, brauche es einen sensiblen Umgang mit ihnen, so Weddigen. „Singles wollen dabei keine Sonderrolle: Sie wollen Teil des Ganzen sein.“ Teilnehmende der Studie wünschten sich, dass ihre Lebensrealitäten und Bedürfnisse in Beispielen von Predigten oder Fürbitten vermehrt vorkommen und sie auch in Kirchenleitungen besser vertreten werden. „Kirchen müssen hier wirklich aufholen – gerade in Hamburg, der Single-Stadt Deutschlands“, betont Weddigen. „Sonst gehen Singles einfach woanders hin.“