Der Anlass für seine erste Nacht der Kirchen war auch ein Reformationsjubiläum: 1529 hatte Johannes Bugenhagen, der Freund Martin Luthers, die Reformation nach Hamburg gebracht. Den 475. Jahrestag wollten die Hamburger Kirchen auf besondere Art feiern. „Das Format war von der langen Nacht der Museen in Hannover bekannt“, erinnert sich Hardt.
Der Theologe war zu dieser Zeit bereits seit 23 Jahren „mit Leib und Seele“ Gemeindepastor in der Kirchengemeinde Siek. Und er konnte sechs Monate journalistische Erfahrung bei Funk und Fernsehen nachweisen. Das sei der Grund gewesen, weshalb ihn Pröpstin Ulrike Murmann mit der Aufgabe betraut habe, vermutet Hardt.
Mehr als 1.500 Freiwillige sind dabei
Ihn reizte es, Kirchen einmal anders zu öffnen – vor allem für Menschen, die sonst nur selten einen Schritt hineinwagen. Das ist bis heute so. „Wir wollen zeigen, dass wir mithalten können bei den Kulturveranstaltungen der Stadt und trotzdem Kirche sind: wir machen Mut, segnen, stimmen fröhlich“, sagt er.
Inzwischen ist aus der ersten Nacht, an der sich 69 Kirchen beteiligten, ein Event geworden. Mehr als 110 Kirchen öffnen und bieten über 600 Stunden Programm. Wer möchte, gondelt kostenlos über die Alster. 1.500 Freiwillige sorgen dafür, dass alles reibungslos läuft.
Manche Formate sind als Publikumsliebling auch bei Ausgabe 14 wieder dabei: die Kreuzkirche in Barmbek zeigt nonstop Comedy und St. Katharinen wird zur Singer-Songwriterkirche. „Bei uns klingt die gleiche Musik, aber man lauscht in einer Kirche anders“, sagt Hardt.
Was die Besucher erwartet
- Highlight in diesem Jahr ist ein „Schokoladenkonzert“ mit Christina Rommel in St. Petri Altona: Neben der Deutschpop-Sängerin und ihrer Band ist ein Chocolatier auf der Bühne – ein Genuss für die Sinne.
- Passend zum Reformationsjubiläum beschäftigt sich das Ensemble „the current dance collective“ mit dem Thema Freiheit. Uraufgeführt wird Tanzperformance „Ad fontes“ in der Dreieinigkeitskirche in Hamm.
Das Motto und die Reformation
An der Nacht der Kirchen beteiligen sich das Erzbistum Hamburg und die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK). Gemeinsam verständigt man sich auch auf das Motto. „Glück“ lautete es in diesem Jahr und bezieht sich auf Psalm 126, 2a: „Dann wird unser Mund voll Lachens und unsere Zunge voll Jubel sein.“
„Unsere Zeit ist wie die Luthers durch massive Veränderungen geprägt“, sagt Hardt und nennt als ein Stichwort die Digitalisierung, die Menschen verunsichere. Der Reformator habe mit seiner Idee von Freiheit und Selbstbestimmung den Menschen Mut gemacht. „Wir stehen in dieser Tradition und möchten den Menschen Glück zusprechen wie den Segen.“ Und das auch ganz konkret – mit 2.000 extra für die Nacht produzierten Segensbändchen.
Die Nacht der Kirchen soll berühren und inspirieren, wünscht sich Hardt. Er selbst werde wie in jedem Jahr gegen 23 Uhr bei einem Drink in einer Kirche stehen, "völlig geschafft" vom Tag, sagt er. "Und dann siehst du, wie die Menschen sich freuen und genießen – das ist mein Gänsehautmoment".