"Gruselkabinett der Vorurteile" Sektenpastorin wirbt für Dialog mit Voodoo-Religion

Die Medien zeigten Voodoo meist als eine krude Mischung aus Magie und Gewalt, die über ganz Afrika verbreitet sei, kritisiert Lademann-Priemer. Ritualmorde etwa gehörten grundsätzlich nicht zum Voodoo. Es gebe kein typisches Voodoo-Ritual. Häufig versetzten Trommeln die Beteiligten in Trance. Nicht jeder Kult der Besessenheit sei aber deshalb gleich Voodoo. Oft würden Tieropfer zelebriert, manchmal würden aber auch Palmöl oder Schnaps geopfert.

 

Puppenritual ist kein Voodoo

Zum "Gruselkabinett der Vorurteile" gehört für Lademann-Priemer die Verwendung von Voodoo-Puppen, um einem Feind, dem Arbeitgeber oder der untreuen Geliebten mit Nadeln Schmerzen zuzuführen. Geglaubt werde, dass der ungeliebte Mensch an der Stelle erkrankt, an der die Nadel in die Puppe gestochen wird. Die Sektenpastorin vermutet, dass es sich dabei um eine Abwandlung der katholischen Heiligenfiguren handelt, die als Märtyrer mit Pfeilen durchbohrt wurden.

 

Mit 60 Millionen Anhängern gehört Voodoo zahlenmäßig zu den Weltreligionen. Als Ursprungsland gilt das westafrikanische Benin, in dem 60 Prozent der Bevölkerung Voodoo-Anhänger sind. Durch den Sklavenhandel kam die Religion auch nach Brasilien und Haiti. Heute tragen vor allem Migranten und Tourismus zu seiner Verbreitung bei. Lademann-Priemer geht davon aus, dass auch in Deutschland einige Voodoo-Priester leben, die Interessierte gegen Honorar in die Geheimnisse der Religion einweihen.

 

Übertritte eher selten

Die Beschäftigung mit Voodoo oder gar ein Übertritt ist aus Sicht von Lademann-Priemer nicht grundsätzlich gefährlich. Voraussetzung sei jedoch die Auseinandersetzung mit dem eigenen Ich. Ein unbedachter Übertritt könne das seelische Gleichgewicht gefährden. Auch könnten unbekannte Substanzen die Gesundheit schädigen. In Deutschland seien Übertritte selten, weil Menschen aus Westafrika der Sprache wegen eher in Frankreich leben.

 

Lademann-Priemer war 20 Jahre lang Beauftragte für Sekten und Weltanschauungsfragen der Nordelbischen Kirche in Hamburg. Sie gilt unter den Sekten-Pastoren als Expertin für afrikanische Religionen. Ihre Dissertation schrieb sie 1987 über die Heilungsvorstellungen der Zulu in Südafrika. Im September 2011 wurde sie in den Ruhestand verabschiedet. Ihr Nachfolger ist Pastor Jörg Pegelow.