Abschluss der Weltkonferenz in Hamburg Seemannsmissionen fordern UN-Mandat gegen weltweite Piraterie

Der jetzt auch von der Bundesregierung geprüfte Einsatz privater Sicherheitsdienste an Bord sei lediglich eine "Notlösung", sagte Proske weiter. Der Schutz deutscher Handelsschiffe und ihrer Besatzungen sei eine staatliche Angelegenheit und dürfe daher nicht aus der Hand gegeben werden. Mindestforderung für private Sicherheitsdienste seien daher "staatliche Zertifikate".

 

Seeleute sollen ohne Waffen bleiben

Einmütig habe die Weltkonferenz Vorschläge abgelehnt, die Besatzungen selbst zu bewaffnen. "Seeleute sind nicht für den Kampf mit der Waffe ausgebildet", sagte Proske. Zu begrüßen seien allerdings Trainings, die die Besatzungen auch psychologisch auf mögliche Begegnungen mit Piraten vorbereiten. Manche Reeder würden solche Schulungen für ihre Besatzungen schon zur Pflicht machen.

 

Vier Tage lang hatten in Hamburg rund 200 Delegierte aus 49 Ländern und insgesamt 77 Hafenstädten Chancen und Probleme der christlichen Seefahrt diskutiert. Im Vordergrund stand das persönliche Kennenlernen und Knüpfen von Kontakten. Allein die Deutsche Seemannsmission mit Sitz in Bremen unterhält 17 Auslandsstationen und 16 Anlaufstellen in Deutschland. Zum Weltverband ICMA (International Christian Maritime Association) gehören 28 christliche Organisationen in 128 Ländern.

 

"Nicht Häfen, sondern Menschen telefonieren miteinander", sagte die nordelbische Seemannspastorin Heike Spiegelberg. Je konkreter die Gesichter am anderen Ende der Leitung seien, desto besser könne Hilfe funktionieren. "Zum Beispiel kleine Besorgungen, in einem Hafen bestellt, im nächsten abgeholt." Außer den Seemannsmissionen gebe es niemanden sonst, der sich um derartige Kleinigkeiten kümmere.

 

Der weitere Ausbau dieses sozialen Netzes sei möglich, wenn das UN-Seearbeitsübereinkommen in Kraft trete. Dann müssten die Häfen diese Arbeit mitfinanzieren, sagte Proske. Die "Maritime Labour Convention" (MLC) gilt als Charta der Grundrechte für weltweit 1,2 Millionen Seeleute. Darin geht es um grundlegende Rechte wie Arbeitszeiten, Urlaub und Ausbildung. Die Konvention wurde 2006 einstimmig von der UN-Arbeitsorganisation ILO verabschiedet. Sie tritt aber erst in Kraft, wenn sie von 30 Ländern ratifiziert wurde - 15 fehlen noch, unter ihnen auch Deutschland.