Markus Wichmann leitet die drei Lounges und weist auf die knappe personelle Besetzung hin. Lediglich zwei volle Stellen gibt es in der Einrichtung. „Wir schaffen die Arbeit nur, weil 28 ehrenamtlich engagierte Bürger uns unterstützen“, so Wichmann. „Sie sind in wechselnden Schichten und zu unterschiedlichen Arbeitszeiten für die Seeleute da.“ Zu den Ehrenamtlichen kommen noch die jungen Menschen, die ihren Bundesfreiwilligendienst („Bufdi“) in den Cruise Centern und in der Seemannsmission leisten.
Die Arbeit des Teams ist nicht mit einem gewöhnlichen Bürojob zu vergleichen. Das liegt schon allein daran, dass die Schiffe zu jeder Tages- und Nachtzeit anlegen. Pro Schiffsanlauf besuchen durchschnittlich 150 Crewmitglieder eine Lounge. Ihre Betreuung machte im Jahr 2017 für die ehrenamtlichen Mitarbeiter über 1.500 und die „Bufdis“ über 1.800 Arbeitsstunden aus. Darüber hinaus ist Wichman selbst mit einer Vollzeitstelle dabei, Katrin Kanisch und Olaf Schröder haben jeweils einen halben Arbeitsplatz.
Cafés als Anlaufstellen für die Crews
2017 eröffnete ein neues Café im Terminal Altona. Damit hat auch dieser Standort nun einen Treffpunkt und Einkaufsladen.
Wer dienstlich mit einem Kreuzfahrtschiff in Hamburg anlegt, für den sind die Cruise Centers oft die einzige Anlaufstelle. Hier kommen die Crewmitglieder an und hier bleiben sie während des Landgangs auch. Da die Lounges im Ankunftsbereich der Schiffe liegen, können die Seeleute ihre Zeit optimal nutzen. Wichmann: „Meist haben die Seeleute schlicht keine Zeit für Erledigungen in der Stadt. Wir bieten ihnen daher vieles für den täglichen Bedarf an, zu sozialverträglichen Preisen.“ Das meistverkaufte Produkte im Jahre 2017 war in Deutschland hergestellte Schokolade. Über 50.000 Tafeln gingen 2017 über den Tresen.
Die Lounges erlauben den Gästen außerdem die kleine Flucht aus dem Alltag und bringen den internationalen Gästen etwas Heimatgefühl. Indonesier finden im Cruise Center typische Nudelsuppen, Dänen ihre beliebten Schweinekrusten-Chips, die auch in anderen Nationen ein beliebter Snack sind. Ebenso wichtig wie die heimischen Besorgungen ist für viele, mit ihren Familien zu sprechen.
Soziale und psychische Hilfe gehört dazu
Doch das spezielle Catering und die Möglichkeit, mit der Familie Kontakt aufzunehmen, ist nicht alles, was das Crusie Center zu bieten hat. Der Kern der „Seafarers Lounges“ und der Seemannsmission ist auch die soziale und psychische Hilfe. Wichmann berichtet von einem besonderen Fall: So half das Team einem Seemann, vermisstes Geld wieder aufzutreiben. Er hatte es in seine Heimat nach Indonesien überwiesen, um seiner Tochter das Schulgeld zu bezahlen. „Nach wochenlangen Recherchen und einem Nachforschungsauftrag konnte das Geld aufgetrieben werden. Bis dahin hatten wir ihm die Dollars vorgeschossen, damit er wieder beruhigt schlafen und seine Tochter in die Schule gehen konnte.“