An der Kulturkirche St. Johannis Altona war der Demonstrationszug am Donnerstagabend direkt vorbei gezogen. Pastor Michael Schirmer stand an der Straße vor dem Grundstück, auf dem Aktivisten derzeit rund 40 Zelte aufgebaut haben.
Die Demonstranten seien unvermummt, friedlich singend und Parolen skandierend an der Kirche vorbei gezogen. Plötzlich sei ein Mannschaftswagen in die Demonstranten gerollt, so Schirmer. Polizisten seien zudem zu Fuß in den Zug hineingelaufen, um ihn aufzuhalten.
„Ich habe diesen Einsatz – soweit ich die Situation überblicken konnte – nicht verstanden“, sagt er. „Das war ein schwieriger und sehr heikler Moment.“ Zum Glück sei die Lage nicht weiter eskaliert.
Derzeit herrsche Ruhe im Camp. Die Übernachtenden seien gut organisiert und gelassen. Er freue sich, dass das Camp auf dem Kirchengelände ein bunter und friedlicher Teil des Protestes sei, sagt Schirmer: „Wir hoffen, dass es so bleibt“.
Verletzte in Sanitätszelt behandelt
Auch an St. Trinitatis Altona an der Kirchenstraße kampieren derzeit Gipfelgegner. Sie haben unter anderem zwei große Sanitätszelte aufgebaut, in denen gestern Nacht Verletzte medizinisch behandelt wurden, berichtet Pastor Torsten Morche.
Seit das Camp rund um die Kirche errichtet wurde, schläft er auf einer Matratze in seinem Büro im angrenzenden Gemeindehaus. Er trägt ein Collarhemd, das ihn als Geistlichen ausweist.
So gekleidet habe er vor der Kirche gestanden, als die Menschen am Donnerstagabend in Richtung Königstraße strömten. Die Demo "Welcome to hell" war zuvor am Fischmarkt wenige Minuten nach dem Ende der Kundgebung gestoppt worden.
Aufgebracht und schockiert
Viele Demonstranten seien aufgebracht und schockiert von der „Brachialgewalt“ gewesen, die die Polizei angewandt habe. "Sie haben das Gespräch mit mir gesucht", sagt Morche.
Berichtet hätten einige unter anderem davon, wie Menschen aus Panik vor den auf sie zustürmenden Polizisten versucht hätten, Schutzwände hochzuklettern um sich in Sicherheit zu bringen. Er selbst beobachtete, wie ein Trupp Polizisten in voller Montur einer Gruppe Demonstranten im Laufschritt nachsetzte, die sich in Richtung Königstraße entfernten. "Ein sehr martialischer Eindruck", sagt er.
Heute herrsche an St.Trinitatis Ruhe und Gelassenheit. Ihm falle es allerdings schwer, die Predigt für Sonntag vorzubereiten – wenn alles vorbei ist. "Das sind Bilder, die bleiben im Kopf", sagt Morche.