Gericht genehmigt Aufführung Proteste gegen umstrittenes Theaterstück "Gólgota Picnic"

Am Nachmittag hatte das Hamburger Verwaltungsgericht einen Eilantrag abgelehnt, die Aufführung zu verbieten. Der Straftatbestand "Störung der Religionsausübung" schütze allein den öffentlichen Frieden und nicht das Empfinden Einzelner, heißt es in der Begründung (Az. 15E211/12). Die Aufführung beeinträchtige auch nicht die Freiheit des Einzelnen, seinen christlichen Glauben zu praktizieren.

 

Liturgie der Protestler

Die Aufführung fand am Abend in der Thalia-Spielstätte Gaußstraße statt, der Bühne für experimentelles Theater. Die rund 90minütige Liturgie der Protestler wurde vom Hamburger Pius-Pater Alois Brüwiler geleitet. Beteiligt waren vor allem Katholiken, darunter viele Polen, die mit Kerzen und Rosen ihren Protest ausdrückten. Zwei freie Theaterschauspieler wiederum setzten einen Kontrast zum Protest.

 

Gezeigt wurde das spanischsprachige "Gólgata Picnic" im Rahmen der Lessingtage, in deren Zentrum religiöse Toleranz steht. Regisseur Rodrigo Garcia geht darin der Frage nach, ob die Religion Erlösung vom Bösen verheißt oder möglicherweise selbst das Böse ist. Gezeigt wurden etwa eine Kreuzigungsszene, in der eine Frau in einem "Nackt-Kostüm" Jesus darstellt und die Dornenkrone auf einem Motorrad-Helm trägt, sowie ein Abendmahl zwischen Hamburger Brötchen.

 

"Drastische Aufführung"

Thalia-Intendant Joachim Lux hatte bereits vor der Aufführung eingeräumt, dass es sich um eine "drastische und auch verstörende Aufführung" handelt. Es sei nicht auszuschließen, dass die Aufführung bei manchen "die Grenzen der Wahrnehmungsbereitschaft überschreitet". Es müsse aber respektiert werden, dass die Kunst "seit jeher auch zu radikalen und verstörenden Gesten findet".

 

Ein Absetzen des Stückes hatte das Thalia-Theater abgelehnt. Einige der Protestschreiben aus dem Kreis der Piusbruderschaft haben nach Einschätzung des Intendanten den Tatbestand der versuchten Nötigung erfüllt. In Paris hatte es schon einmal Proteste gegeben. Für den Fall, dass die Aufführung stattfindet, hatte die Piusbruderschaft Strafanzeige wegen Störung des öffentlichen Friedens angekündigt.

 

Der evangelische Propst Johann Hinrich Claussen, Hauptpastor an St. Nikolai, nannte die Angriffe "nicht akzeptabel". Christen müssten ein hohes Interesse daran haben, die Freiheit der Kunst zu respektieren. Die "zum Teil infamen und gewaltträchtigen Angriffe von religiösen Fundamentalisten" müssten ein Ende finden. Die Piusbruderschaft habe in der Vergangenheit oft die moralischen und religiösen Gefühle anderer massiv verletzt.

 

Die Piusbruderschaft ist eine Vereinigung katholischer Traditionalisten, die wesentliche Beschlüsse des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) ablehnt. Für weltweite Empörung hatte ein Bischof der Pius-Bruderschaft, Richard Williamson, gesorgt, weil er den Holocaust geleugnet hat.