Pfingsten ist so etwas wie „Babel-rückwärts“. Die Geschichte vom Turmbau zu Babel erzählt in einem Gleichnis, wie Menschen „sich einen Namen machen“ wollen. Sie bauen höher und höher, einen Turm, der bis an den Himmel reicht. Und plötzlich sprechen sie verschiedene Sprachen, auch im übertragenen Sinne.
Eitelkeit, Egoismus und Größenwahn sprengen die soziale Gemeinschaft, jeder kämpft nur für sich. Den Menschen geht das Verständnis füreinander verloren, sie finden keine gemeinsame Sprache mehr, und das heißt auch: Sie können sich nicht mehr auf gemeinsame Grundwerte verständigen, nach denen sie leben wollen. Eine große Verwirrung entsteht.
Ein Geist für Schwache und Starke
In der Pfingstgeschichte ist es umgekehrt. Die Verwirrung wird sozusagen rückgängig gemacht. Der Geist Jesu, der über die Menschen kommt, ist genau das Gegenteil vom Geist der Turmbauer: Ein Geist des friedlichen Zusammenlebens, der die Schwachen schützt und die Starken ermutigt. Plötzlich ist Verständigung wieder möglich.
So gesehen, ist Pfingsten genau das, was unsere Welt so dringend braucht. Auch uns geht zunehmend eine gemeinsame Sprache verloren. Sich auf Grundwerte wie Gemeinschaftssinn, Rücksicht und friedliche Toleranz zu verständigen, scheint immer schwieriger zu werden. Selbst im eigenen Land verstehen wir uns manchmal nicht mehr; noch weniger in Europa, und von der Welt gar nicht zu reden.
Als Christinnen und Christen verbreiten wir den Geist Jesu. Zumindest sollten wir das!
Lassen Sie uns einstehen für Jesu Geist, für den vor allem Frieden und Nächstenliebe entscheidend waren. Eine Gesellschaft, die ihre Grundwerte darauf nicht aufbaut, gerät gefährlich ins Schlingern. Deshalb wünsche ich mir zu Pfingsten ein gewaltiges Wehen des Geistes Jesu über diese Erde!
Friedliche und fröhliche Pfingsten wünscht Ihnen
Dr. Horst Gorski
Propst im Kirchenkreis Hamburg-West/Südholstein