Gottesdienst-Institut Pastorin wirbt für Weihnachtspredigten in "Leichter Sprache"

Anne Gidion ist Referentin im Gottesdienst-Institut der Nordelbischen Kirche und gibt Pastoren Impulse für die Gestaltung von Gottesdiensten. Zuvor war sie Pastorin der Ev. Stiftung Alsterdorf, die viele Menschen mit Behinderungen begleitet. "Leichte Sprache" ist ein Fachbegriff und soll Menschen mit geistigen Behinderungen helfen, so gut wie möglich am alltäglichen Leben teilzunehmen. Nach der UN-Menschenrechtskonvention von 2008 haben alle Menschen ein einklagbares Recht auf verständliche Texte.

 

Verzicht auf Fremdwörter

Die "Leichte Sprache" verzichtet auf Fremdwörter und Fachbegriffe. Stattdessen werden Beispiele und anschauliche Vergleiche verwendet. Der Grundgedanke ist, dass eine verständliche Sprache allen Menschen zugute kommt. Allerdings darf "Leichte Sprache" nicht mit Kindersprache verwechselt werden. Auch eine Predigt werde durch "Leichte Sprache" nicht simpel oder trivial, sagt Anne Gidion.

 

Viele Bilder aus den Weihnachtspredigten findet sie problematisch. Oft werde gesagt, an Heiligabend sei Gott in einer Krippe als Kind zur Welt gekommen. "Hinter einem solchen Bild liegen vier Regalmeter kirchliche Dogmatik." Dabei zeige das Bild von der Krippe doch ganz anschaulich, dass für Gott die Welt wichtig ist. "Ich glaube, dass Gott den Menschen nah sein möchte." Die Hirten an der Krippe waren damals nicht sehr angesehen. Menschen müsse nichts Besonderes leisten, damit Gott ihnen nahe ist.

 

Komplexe Bildsprache

Für ähnlich kompliziert hält Gidion das Bild, dass Gott für die Menschen wie ein Vater sei. Gott sei schließlich kein Mensch, der die gleichen Eigenschaften hat wie ein Vater. Noch komplizierter werde es dann in dem Bild: "Gott, den wir Vater und Mutter nennen". Oft werde Gott auch der "gute Hirte" genannt. Gidion: "Nicht jeder identifiziert sich gerne mit einem Schaf."

 

Regelmäßigen Gottesdienstbesuchern seien diese Bilder ja sehr vertraut. Andere Besucher hätten dagegen das Gefühl, es gehe hier um etwas Wesentliches, zu dem sie aber keinen Zugang haben. Möglicherweise aus diesem Grund würden sie auch nur einmal im Jahr einen Gottesdienst besuchen.