Tradition vorerst gerettet Pastoren-Halskrausen - neue Bügel-Werkstatt

Seit mehr als 400 Jahren tragen evangelische Pastoren in Hamburg zum Talar eine weiße Halskrause. Knapp drei Stunden sind nötig, um die 200 einzelnen Schleifen mit einem heißen Metallstab zu "tollen", wie der Fachausdruck lautet. Vor 13 Jahren hatte die diakonische Beschäftigungsgesellschaft "passage gGmbH" diese Arbeit übernommen. Zuletzt war damit der Sozialbetrieb "Samt + Seife" in Hamburg-Steilshoop beauftragt gewesen. Nach dem starken Abbau der "Ein-Euro-Jobber" musste der Betrieb jedoch Ende 2011 schließen.

 

Die weiße Halskrause - auch "Wagenrad" oder "Duttenkragen" genannt - war noch bis vor 100 Jahren die Amtstracht von Professoren, Bürgermeistern und Senatoren. Gehalten hat sich die Tradition jedoch nur bei den Pastoren der Hansestädte wie Hamburg, Lübeck, Wismar und Stralsund sowie in Skandinavien. So trägt auch Hamburgs Bischöfin Kirsten Fehrs im Gottesdienst eine Halskrause. Üblich ist sie allerdings nur in den Innenstadtkirchen der ehemaligen Hamburgischen Landeskirche. Pastoren in Altona, Harburg oder Wandsbek begnügen sich mit zwei kleinen, weißen Leinenstreifen am Hals - "Bäffchen" genannt.

 

Für die Bearbeitung seines Talarschmucks zahlt ein Pastor 39 Euro. Daraus ergibt sich ein Jahresumsatz von rund 8.000 Euro - zu wenig, als dass eine selbstständige Schneiderin davon leben könnte. Daniela Kiunke hat die Arbeit übergangsweise ganz allein übernommen. Später sollen ehemalige Näherinnen von "Samt + Seife" als Selbstständige einen Teil der Aufträge übernehmen.

 

"Wir halten eine Tradition aufrecht, die sonst komplett verschwinden würde", sagt Gudrun Stefaniak, eine der beiden Geschäftsführerinnen der Rathauspassage. Sie seien die bundesweit einzigen, die die Halskrausen nicht nur "tollen", sondern auch herstellen. Stefaniak: "Die Halskrausen haben jetzt ein neues Zuhause."