St. Johannis-Harvestehude Orgelsanierung braucht 1,2 Mio. Euro

Dafür will sich auch TV-Talkshow-Pianist und Honorarprofessor Gottfried Böttger einsetzen: "Dieses herrliche Instrument muss einfach gerettet werden", sagte er auf einer Benefizveranstaltung.

 

3.500 Orgelpfeifen und fast zwei Kilometer feinstes Holzgestänge im Innenleben der Orgel müssen renoviert, ersetzt oder erneuert werden. "In seinem jetzigen Zustand ist das zuletzt 1974 weitgehend neu gebaute Instrument abgängig", befand der nordelbische Orgelsachverständige Martin Petersen bereits vor drei Jahren. Damals empfahl er eine Wiederherstellung des ursprünglichen Konzeptes der Marcussen-Orgel von 1882. Der Kirchenvorstand beschloss das Großprojekt, startete eine Ausschreibung und beauftragte schließlich den Stuttgarter Orgelbaumeister Konrad Mühleisen mit der Realisierung. Die Arbeiten beginnen, sobald die offiziellen Genehmigung seitens des Nordelbischen Kirchenamts eintrifft.

 

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Die Orgel soll ihren romantischen Klang wiederbekommen. Zugleich wird der Spieltisch mit hochmoderner Technik erweitert. Dazu zählt eine "Setzeranlage" zur Speicherung annähernd unbegrenzter Registerkombinationen. Als besonderen Clou soll die Orgel auch eine Midi-Schnittstelle bekommen, an der sich weitere Instrumente anschließen lassen, die über die Orgelmanuale zu bedienen sind. Dazu werde laut Kirchenmusiker Bender auch eine Software gehören, die "ein komplettes Tonstudio ersetzen" kann.

 

"Mit der neuen Technik können wir die Orgel als außergewöhnliches Schulungs- und Bildungsinstrument nutzen", sagte Bender weiter. Es werde möglich sein, live gespielte Orgel-Improvisationen digital abzuspeichern, auf Notenpapier auszudrucken oder vollautomatisch neu abzuspielen. Dabei können dann auch Klangeffekte verändert, verbessert oder neu gemischt werden, schwärmt Bender: "Solche Möglichkeiten an einem einzigen Spieltisch hat es bislang nicht gegeben. Das wird unsere Orgel einzigartig machen."

 

Unterstützt wird das Sanierungsprojekt auch von Kirchenmusikdirektor a.D. Claus Bantzer (69), der von 1975 bis 2008 als Organist an St. Johannis gewirkt hatte. Mit seinen Konzerten und Orgelimprovisationen war er weit über Hamburgs Grenzen hinaus bekannt geworden. "Es ist ein Wunder, was er aus dieser eigentlich kaputten Orgel immer noch herausholen konnte", sagte Gottfried Böttger. Bantzers Nachfolger Bender berichtete von dem Beginn eines möglichen Schwelbrandes vor drei Jahren, weil sich eine Magnetspule heißgelaufen hatte. Beim Spielen klemmten außerdem immer wieder Tasten, ganze Registergruppen sprängen nicht an: "Ich habe schon Konzerte abgebrochen", sagte der Organist.

 

Der Zeitraum der Arbeiten ist auf über zwei Jahre veranschlagt. Im kommenden Jahr kann die Orgel noch genutzt werden, weil alle vorbereitenden Arbeiten bei den Stuttgarter Orgelbauern stattfinden. Ab Frühjahr 2014 wird die Orgelempore dann zur Großbaustelle. Vermutlich könne man erst gegen Ende 2014 zur Wiedereinweihung einladen, sagte Orgelbaumeister Mühleisen.

 

St. Johannis/Harvestehude

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