Herr Howaldt, Deutschland schickt Hamburg ins internationale Rennen um die Olympischen Spiele 2024. Wie finden Sie das?
Ich habe mich sehr über diese Entscheidung gefreut. Die Olympischen Spiele sind ein Fest des Sports, des Friedens und des Lebens. Menschen verschiedener Nationen treffen sich. Der ursprüngliche Gedanke der Völkerverständigung ist uns als Kirche nah.
Wo liegen die Herausforderungen?
Der Wert des Menschen bemisst sich nicht nach seiner Leistung, das ist unsere christliche Überzeugung. Und das sollten wir auch bei Themen rund um den Sport deutlich machen. Damit meine ich etwa Doping, Korruption oder die extreme Vermarktung des Sports.
Wo sehen sie die Chancen?
Die Olympischen Spiele sind gut für Hamburg, wenn die Menschen in der Stadt auch danach noch etwas davon haben. Wenn die nötigen Investitionen allen zugute kommen. Wenn die Wohnungen im entstehenden olympischen Dorf bezahlbar sind. Wenn die Spiel- und Sportstätten danach auf dem neusten Stand sind und es genügend gibt.
Kirche und Sport – zwei Lebensbereiche, die auf den ersten Blick nicht viel miteinander zu tun haben.
Das sehe ich anders: 33 Prozent der Hamburger sind in der evangelischen Kirche. Viele von ihnen treiben Sport. Sich zu bewegen gehört aus unserer Sicht zu einem guten Lebensentwurf. Leib und Seele kann man nicht getrennt betrachten. Außerdem sind wir als Kirche in Hamburg an der Entwicklung einer lebenswerten Stadt interessiert. Die Olympischen Spiele könnten ein Teil davon sein.
Wie könnten die kirchlichen Aktivitäten konkret aussehen?
Von Seiten der EKD gibt es einen Sportpastor, der die deutsche Mannschaft betreut. Vor Ort könnten wir dafür sorgen, Raum und Zeiten für geistliches Leben zu gestalten – das könnte gemeinsam mit Vertretern anderer Religionen geschehen. Aber zunächst bleibt die Entscheidung des IOC in zwei Jahren abzuwarten, ob die Olympiade wirklich nach Hamburg kommt.