Demenz – das heißt vom Gedächtnis entfernt zu sein. Das heißt, irgendwann löst sich die Persönlichkeit auf. Irgendwann verschwindet die Erinnerung an Freunde, Partner und geliebte Hobbys - während das Bewusstsein ungetrübt erscheint. Die Feinmotorik geht verloren. Der Sprachapparat und die Wahrnehmung funktionieren nicht mehr. Das Urteilsvermögen schwindet. Und davor haben viele Menschen panische Angst. Angehörige genauso wie die Betroffenen. Wie man mit der Erkrankung umgeht, welche Schritte nun zu gehen sind, dabei hilft beispielsweise das Hamburger Lotsenbüro bei der Flottbeker Kirche. Dort werden Angehörige und Betroffene begleitet und durch die Flut der Therapiemöglichkeiten und die medizinische Beratung gelotst, sagt Diakonin und Gründungsmitglied Ute Zeißler.
Seit fünf Jahren ist das Lotsenbüro eine Art Plattform für Angehörige und Alzheimererkrankte. Es gibt einen Mittagstisch, einen Gesprächskreis, regelmäßig Vorträge und sogar ein Coaching für pflegende Angehörige. Das Coaching braucht es auch, denn häufig dreht sich alles nur noch um die Gebrechen des erkrankten Partners oder Elternteils. Dann verdrängt der gesunde Angehörige häufig die eigenen Wünsche und Bedürfnisse oder er schiebt sie beiseite und zwar jahrelang, sagt Ute Zeißler.
Da kann das Angebot der Alzheimer Gesellschaft Hamburg entlasten. Gemeinsame Urlaube für Demenzerkrankte und ihre Angehörigen werden arrangiert. Es gibt Café- und Tanzabende mit Livemusik. Und bei Demenzerkrankten im Anfangsstadium ist eine Malgruppe sehr beliebt. Dort trifft man sich abwechselnd zum Austausch und gemeinsamen Malaktionen. Gerade hat die Gruppe eine kleine Ausstellung in den Vereinsräumen in Wandsbek eröffnet.
Dass der Alltag für pflegende Angehörige ohne Unterstützung mitunter dramatisch ist, das geht aus einer Studie des Universitätsklinikums Eppendorf (UKE) hervor. Etwa 78 Prozent der Angehörigen pflegen ohne Unterstützung durch Pflegehilfen, heißt es aus dem Institut für Medizinsoziologie des UKE. Ein Viertel der Menschen, die zu Hause alleine pflegen, stehen demnach selbst kurz vor dem Burnout. Diese Erschöpfungskrankheit entsteht durch permanente Überforderung. Die Folge: Die pflegenden Angehörigen ziehen sich am Ende völlig aus dem sozialen Umfeld zurück. Einer der Gründe, warum die Angehörigen keine Hilfe suchen, ist dass sie völlig überlastet sind und gar nicht zum Durchatmen kommen. Aber auch Scham über die Erkrankung kann eine Rolle spielen.
Die Isolation der Pflegenden sei eines der Hauptprobleme der Alzheimerpatienten und ihrer Angehörigen, bestätigt auch Tobias Götting, evangelischer Pastor in Langenhorn und Vorstandsmitglied der Alzheimer Gesellschaft Hamburg. Deshalb seien Angehörigentreffen so wichtig. In Hamburg gibt es inzwischen mehr als 10 Kirchengemeinden, die Räume dafür bereitstellen und spezielle Gottesdienste anbieten. Wenn es den Angehörigen gelingt, offen mit der Alzheimer-Erkrankung umzugehen, dann ermöglicht dies auch dem Umfeld, Nachbarn und Freunden, sich auf den Erkrankten einzustellen und Rücksicht zu nehmen. Das wäre eine große Entlastung für die Betroffenen.
Mechthild Klein (www.kirche-hamburg.de)
Beratung - eine Auswahl:
Lotsenbüro
Bei der Flottbeker Kirche 4, Im Pastorat
22607 Hamburg
Tel.: 040 - 97 07 13 27
E-mail: lotsenbuero-hamburg@gmx.de
Sprechzeit
Fr von 10.00-12.00 Uhr
1. und 3. Di im Monat
von 17.00-19.00 Uhr
Alzheimer Gesellschaft Hamburg
Wandsbeker Allee 68
22041 Hamburg
Tel.: 040 - 68 91 36 25
Begleitete Selbsthilfegruppen für Erkrankte im
Anfangsstadium der Demenz
Albertinen-Haus
Zentrum für Geriatrie und Gerontologie
Sellhopsweg 18-22
22458 Hamburg
Tel.: 040 - 5581-1850