Schon eine Stunde vor Beginn stehen die Menschen vor der Gangway des Segelschulschiffes Schlange. 120 Personen können diesen ungewöhnlichen Gottesdienst besuchen. Es weht ein scharfer Wind und der Himmel über dem Hamburger Hafen ist grau. Der Crew scheint es wenig auszumachen, denn sie ist schlechteres Wetter gewöhnt. Spannung liegt in der Luft und dann ziehen sie gemeinsam ein: Bischöfin Fehrs, der katholische Dompropst Franz-Peter Spiza, der evangelische Militärdekan Armin Wenzel und der katholische Militärdekan Monsignore Rainer Schadt. Das Glockengeläut der Hamburger Innenstadtkirchen weht herüber.
Das schönste Schiff der Marine
„Moin, Moin!“, Dekan Armin Wenzel begrüßt die Gäste auf dem „schönsten Schiff der Marine, das weltweit Botschafter Deutschlands ist.“ Monsignore Rainer Schadt erwähnt einen anderen Aspekt, denn der 10. Mai sei auch Muttertag und meint humorvoll: „Selbst katholische Geistliche fallen nicht einfach vom Himmel.“
Dompropst Spiza setzt verschiedene Schwerpunkte. Er nimmt Bezug auf Hamburg, eine Stadt die geprägt sei von Weltoffenheit. Und er erinnert an den 2. Weltkrieg und gedenkt seinen Opfern. Nach 70 Jahren suche man immer noch nach tragfähigen Schritten. Er bekräftigt die ökumenische Erklärung zum Ende des 2. Weltkriegs: „Christus ist unser Friede“.
„Es geht um Liebe“
Bischöfin Fehrs beginnt Ihre Predigt mit einer Aufforderung: „Liebet einander!“ Sie erzählt, wie es ihr ging, als sie das Schiff betrat. Es sei eine eigene Welt, mit eigenen Regeln. Es hätte sie berührt, denn es sei zu spüren, dass diese jungen Auszubildenden auf der Gorch Fock, eine tiefe Liebe zu ihrem Schiff haben. Die Bischöfin fordert die Gottesdienstbesucher auf, einmal zu applaudieren für die Crew, obwohl sich das für eine Predigt nicht gehöre. Und sie fordert die Menschen auf, Freundschaft in die Welt zu tragen, denn nur darin würde Frieden entstehen.
„Krieg darf niemals religiös gerechtfertigt werden“
Freundschaft oder Liebe dürfe aber nicht missverstanden werden. So dürfe kein Staat fordern, das Leben für ihn herzugeben. Eine biblische Rechtfertigung von Nationalismus und Militarismus, wie sie vor 1945 an der Tagesordnung war, sei heutzutage nicht mehr denkbar. „Wir haben uns als Christinnen und Christen einzusetzen für Frieden und Gerechtigkeit. Krieg soll um Gottes Willen nicht sein und darf niemals religiös gerechtfertigt werden. Das war ein Lernprozess, den die ganze Gesellschaft durchmachen musste“, sagte die Bischöfin. Insofern sei auch die Bundeswehr dem Frieden und der Demokratie verpflichtet.
„Soldatinnen und Soldaten werden gebraucht“
Dabei gehöre es „zu den schweren Wirklichkeiten dieser Welt“, dass Soldaten und Soldatinnen auch weiterhin gebraucht würden. Als Beispiele nannte die Bischöfin den Schutz von Handelsschiffen vor Piratenüberfällen oder die Begleitung von Schiffen, die auf hoher See syrische Chemiewaffen unbrauchbar gemacht hätten. „Und nicht zuletzt ist es gut, dass sich die Bundesmarine jetzt auch an der Rettung von Flüchtlingen im Mittelmeer beteiligt auch wenn ich das europäische Engagement dort nach wie vor für viel zu gering halte“, sagte die Bischöfin.