Schwindende Besucherzahlen, leere Bänke, genug andere Kirchräume im Stadtteil, drohender Verkauf des neugotischen Gebäudes. Das wollte Gemeindepastorin Irmgard Nauck nicht hinnehmen. So entwickelte sie gemeinsam mit einem Team das Konzept für eine Meditationskirche.
Nicht Predigt und Lesungen sollten im Mittelpunkt stehen, sondern meditative Andachten, in denen viel gesungen und geschwiegen wird. Kirchenbänke, Kanzel und Altar wurden entfernt, und ein heller, weiter Raum mit Sitzkissen und Stoffmatten entstand.
Mit ihrem Konzept knüpft die „Kirche der Stille“ an die Tradition der christlichen Mystik an, wie sie Meister Eckhart oder Teresa von Avila gelehrt haben. Die bewusste Wahrnehmung des eigenen Körpers und des eigenen Atems führt innerlich zur Ruhe. Vielen Menschen falle es schwer, einfach still zu sein, hat Irmgard Nauck beobachtet.
Auch seelsorgerliche Gespräche
Pastorin Melanie Kirschstein ist seit zwei Jahren an der „Kirche der Stille“ tätig. Sie fasziniert vor allem die spirituelle Weite. Die Kirche biete einen „offenen Raum“ für Menschen, die auf der Suche seien. „Sie alle suchen etwas, was sie im Innersten berührt.“ Vielen Menschen falle es schwer, die Stille auszuhalten. „Stille ist nichts für Feiglinge.“ So bieten die beiden Pastorinnen auch seelsorgliche Gespräche zu Lebenskrisen an.
Ihr zehnjähriges Bestehen feiert die Kirche der Stille mit einer „Woche der offenen Tür“. Vom 25. Februar bis 3. März können Gäste die zahlreichen Angebote ausprobieren: Handauflegen, Herzensgebet, Kontemplation, Zen, Sufi-Meditation und „Soul Motion“. Den öffentlichen Abschluss bildet am 2. März (20 Uhr) das Konzert „Organ meets Gong“.
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