Es enthält eine Vielzahl an Kursen und Vorträgen aus unterschiedlichen Fachbereichen, etwa zur arabischen Kalligraphie oder zur Sharia. „Rund 800 Studenten und Studentinnen haben sich bereits auf der Internet-Plattform der drei teilnehmenden Städte eingeschrieben“, sagt Marenka Krasomil, die Hamburger Koordinatorin des Projekts.
Zum Auftakt am kommenden Dienstag wird Abimbola Odugbesan sprechen. Er kommt aus Nigeria, lebt seit zwei Jahren in Hamburg und ist aktives Mitglied der Lampedusa-Gruppe. Sein Thema: Die Sklaverei in Westafrika im 16. bis 19. Jahrhundert und ihre Wirkungen bis in die Gegenwart. Zur ersten Hamburger Vorlesung der Silent Universty erwarten die Veranstalter etwa 100 Besucher.
Dozenten zu gewinnen war nicht leicht
Das öffentliche Interesse an dem Projekt ist groß. Doch die Koordinatorin brauchte viel Fingerspitzengefühl, um es anzuschieben. „Auf der Suche nach möglichen Dozenten stießen wir auf Skepsis“, erinnert sich Marenka Krasomil. Die Idee sei zu ungewöhnlich und zu neu gewesen.
In enger Zusammenarbeit mit den Vertrauensleuten der Flüchtlinge gelang es ihr schließlich doch, einige Akademiker und Akademikerinnen zu ermutigen. „Im Projekt können sie nun ihr stummes Wissen hörbar machen und als Wissenschaftler zu den Fragen zurück kommen, mit denen sie sich vor der Flucht beschäftigt haben“, sagt Krasomil.
Ein türkischer Künstler dachte sich das Projekt aus
Neben der Möglichkeit, wieder vor Publikum zu sprechen und sich mit anderen Wissenschaftlern auszutauschen, erhalten die Dozenten und Berater für ihre Veranstaltungen eine finanzielle Anerkennung.
Wer als Student kommt, zahlt keine Gebühren. Er kann jedoch einen freiwilligen Beitrag zum Projekt leisten und beispielsweise eine Übersetzung übernehmen. Einen Abschluss kann man der stillen Universität (noch) nicht erwerben.
Erdacht und ins Leben gebracht wurde die Silent University von dem türkischen Künstler Ahmet Öğüt, der heute in Amsterdam lebt. Sein Credo: Kunst kann abseits von gesetzlichen und politischen Zwängen dem Wissensaustausch dienen. Sie kann Menschen, die sonst wenig gehört werden, eine Stimme geben. Sie kann Hilfe-Empfänger in Hilfe-Geber verwandeln - der Anfang ist gemacht.
The Silent University Hamburg wird initiiert von Curating the City e.V. in Kooperation mit Stadtkuratorin Hamburg, W3 – Werkstatt für internationale Kultur und Politik e.V. und Zusammen Leben & Arbeiten e.V. Gefördert wird das Projekt die Hamburger Kulturbehörde und die Kulturstiftung des Bundes.
„Nigeria During Slavery in West Africa“
Vortrag von Abimbola Odugbesan in englischer Sprache mit deutscher Übersetzung
Zeit: Dienstag, 10. Februar 2015, 18 Uhr
Ort: Werkstatt 3, Großer Saal, Nernstweg 34 in Ottensen