In der neuen Ausstellung werden auch die anderen Opfer des Bombenkriegs in Hamburg gezeigt: die Juden, Sinti und KZ-Häftlinge, sagt Propst Claussen. Die Juden und Sinti hätten beispielsweise keinen Zugang zu den Luftschutzbunkern gehabt und die KZ-Häftlinge und Zwangsarbeiter wurden eingesetzt, um die Trümmer zu beseitigen. Wichtig sei Claussen zudem, dass "die zwiespältige Rolle der Kirche im Dritten Reich dargestellt und thematisiert ist". In Hamburg stand 1934 an der Spitze der Landeskirche ein überzeugter Nazi. Auch in St. Nikolai waltete damals ein überzeugter Parteigänger der Nationalsozialisten. Die ev.-luth. Kirche in Hamburg hatte sich in großen Teilen der Propaganda und Ideologie der Nazis angeschlossen.
Das Museum thematisiert 70 Jahre nach dem Hamburger Feuersturm die Ereignisse, die Hamburgs Zerstörung im Zweiten Weltkrieg einleiteten. Als höchster Turm der Stadt diente St. Nikolai den alliierten Bomberpiloten als Orientierungspunkt. Rund 35.000 Menschen kamen bei der Operation Gomorrha“ ums Leben - die Bombardierung u.a. mit Phosphor löste einen Brand mit bis zu 1000 Grad Hitze aus, in dessen Folge ganze Gebäudezüge in sich zusammen fielen.
Bombardiert: Rotterdam, Warschau und Coventry
Ein Teil der Schau widmet sich den Folgen der Flieger-Angriffe des Hitler-Regimes auf westliche Nachbarstaaten. Welche Zerstörung die Bombardierung der Nazis in Rotterdam, Warschau und Coventry anrichtete - mit Hundertausenden Toten.
Weiterhin wird die Propaganda und die Strategie der Nazis in der Kriegsführung beleuchtet. So werden Film- und Fotoaufnahmen brennender Straßenzüge einem Flugblatt von Gauleiter Karl Kaufmann gegenübergestellt, in dem dieser die Hamburger für ihre tapfere Gesinnung lobt. Letzte, mühsam gerettete Kleidungsstücke sind neben behördlichen Anweisungen zu sehen, die verharmlosend erläutern, wie man sich bei Luftalarm richtig“ verhalten soll. An einem Medientisch lassen sich die zentralen Fakten zur Operation Gomorrha“ abrufen. Zeitzeugeninterviews geben Einblick in die Ängste und Nöte von Betroffenen.
Mahnmal St. Nikolai e.V.
Willy-Brandt-Straße 60 - Hamburg
Tel. 040 / 37 11 25
Öffnungszeiten:
April – Sept. täglich 10 bis 20 Uhr
Okt. – März täglich 10 bis 17 Uhr
Eintritt: 4 Euro mit Aussichtsturm 5 Euro, Ki 3 Euro
Weitere Veranstaltungen:
So, 7.9., 16 Uhr - zum Tag des offenen Denkmals
Jenseits des Guten und Schönen: Das Mahnmal St. Nikolai
Vortrag von Hans-Peter Strenge - Synodenpräsident a.D.
Eintritt frei
Mi, 4.9., 20 Uhr - Kultur in der Krypta
Sprecher Christian Brückner liest Erzählungen der jüdischen Schriftellerin Grete Weil
Am Klavier: Pianistin Ulrike Payer
Eintritt: 10 Euro, erm. 8 Euro