Gemeinsame Feste und Gottesdienstbesuche schreibt der Vertrag fest, Proteste gegen Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus sowie Bildungsangebote zum christlich-jüdischen Dialog. In den Gemeindebriefen wird jeweils über die befreundete Gemeinde berichtet, und beide schließen sich im Gottesdienst in die Fürbitten ein.
Vieles davon praktizieren die Gemeinden bereits seit längerem. Entstanden war der Kontakt, als Pastor Hans-Christoph Goßmann vor sieben Jahren begann, in der Jüdischen Gemeinde Hebräisch zu unterrichten.
In ihren Anfängen vor 150 Jahren hätte es sich die Jerusalem-Gemeinde noch zur Aufgabe gemacht, Juden zum Christentum zu bekehren, sagt Goßmann. Doch das hat sich grundlegend geändert. "Jegliche Missionierung lehnen wir ab", heißt es in dem Vertrag, der am 9. September unterzeichnet wird.
Zur Nacht der Kirchen am 17. September wollen die Partner ihre Zweisamkeit erweitern: Dann laden sie zu einem jüdisch-christlich-muslimischen Begegnungsabend in die Jerusalemkirche ein.
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Die Jerusalem-Kirche nimmt in Hamburg eine Sonderstellung ein. 1912 wurde die neugotische Kirche an der Schäferkampsallee eingeweiht. Etwas mehr als 100 Mitglieder hat die Gemeinde, etwa ebenso viele wie die Jüdische Gemeinde in Pinneberg. Anders als andere Gemeinden hat Jerusalem keinen Pfarrbezirk, die Mitglieder kommen aus ganz Hamburg und dem Umland. Ihre Einnahmen kommen vor allem aus der Vermietung des benachbarten Bürohauses und eines Parkplatzes.
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Die Jüdische Gemeinde wurde 2003 gegründet und ist liberal ausgerichtet. Vorsitzender ist Wolfgang Seibert. Überregional bekannt wurde sie vor zwei Jahren, als sie einem muslimischen Flüchtling Kirchenasyl gewährte.