Der Ort, an dem heute der Hamburger Michel steht, lag lange außerhalb der Stadtmauern. Die erste große Kirche für die Bürger der "Neustadt", wie der Stadtteil bis heute heißt, wurde 1661 eingeweiht. 1685 wurde sie Hamburgs fünfte Hauptkirche, nach St. Petri, St. Nikolai, St. Katharinen und St. Jacobi.
Neubau mit Verzögerung
Nach 90 Jahren, am 10. März 1750, wurde St. Michaelis durch ein Feuer nach einem Blitzeinschlag komplett zerstört. Der Senat beschloss einen Neubau und beauftragte damit Johann Leonhard Prey (~1700-1762) und Ernst Georg Sonnin (1713-1794). Der Neubau verlief keineswegs reibungslos, es gab viel Streit und Verzug, der an die heutige Elbphilharmonie erinnert. Besonders das Dach der großen Kirche, die säulenlos in Gestalt eines griechischen Kreuzes konstruiert werden sollte, bereitete Probleme. Ab 1753 ruhten die Arbeiten sogar für drei Jahre.
Der Kirchenneubau mit seiner barocken Leichtigkeit sei damals eine Besonderheit in Hamburg gewesen, sagte Hauptpastor Alexander Röder. "Er wirkte weiter, heller und freundlicher als die anderen Hauptkirchen." Wegen seiner Konzentration auf Taufbecken, Kanzel, Altar und Orgel galt er als gelungenes Beispiel für den evangelisch-lutherischen Kirchbau.
Turmbau ohne Gerüst
Beim Bau des 132 Meter hohen Michel-Turmes (1762-1786) war Sonnin alleiniger Bauherr - er bewältigte ihn ohne Gerüst. Sonnin plante auch die unterirdische Krypta mit ihren großzügigen Grabanlagen, die nach der jüngsten Sanierung als eine der spektakulärsten Gottesdienst- und Veranstaltungsräume Hamburgs gilt.
Am 3. Juli 1906 passierte wieder ein Unglück: Kupferarbeiten am Turm lösten einen verheerenden Schwelbrand aus. Der Turm stürzte ein und zerstörte auch das Kirchenschiff. Abermals beschlossen Senat und Bürgerschaft unverzüglich den Wiederaufbau nach den Original-Plänen Sonnins. Bereits am 19. Oktober 1912 konnte der Michel wieder eröffnet werden. Die Gemeinde feiert somit jetzt zugleich auch die Wiedereröffnung vor 100 Jahren.
Die Kriegsjahre überstand Norddeutschlands prachtvollste Barock-Kirche weitgehend unbeschädigt - bis auf zwei Bombentreffer 1944 und 1945. 1952 erfolgte die Wiedereinweihung, ebenfalls am 19. Oktober. Doch die Kriegsschäden sowie der "Zahn der Zeit" waren offenbar nur unzureichend beseitigt worden. Ab 1983 begannen neue Sanierungsarbeiten zunächst am Turm und ab 2001 am Kirchenschiff, die erst im Oktober 2009 abgeschlossen wurden. Insgesamt wurden in diesen 26 Jahren 33 Millionen Euro investiert.
Programm Festwoche:
So, 21. Oktober 2012 um 10 Uhr
Gottesdienst - es predigt Bischöfin Kirsten Fehrs
Aufführung Oratorium, das G. Ph. Telemann 1762 zur Weihe der
Michaeliskirche komponiert hat -
Chor und Orchester St. Michaelis
Leitung: Kirchenmusikdirektor Christoph Schoener
Im Anschluss Empfang in der Krypta
Ausstellungseröffnung mit alten Luftaufnahmen der Neustadt
und des Michel aus der Sammlung des Photographen Jürgen Joost
Mo, 22. Oktober 2012 um 19 Uhr
Vortrag Prof. Dr. Ruth Albrecht
über die Geschichte der Hauptkirche St. Michaelis:
"Der Michel, die Stadt und die Menschen - Rückblicke auf Glauben und Leben in der Zeit von 1762 bis 2012"
mit Bildern, Texten und Musik
Ruth Albrecht ist Professorin am Institut für Kirchen- und
Dogmengeschichte am Fachbereich Ev. Theologie der Universität Hamburg
Eintritt frei
Sa, 27. Oktober 2012, um 18 Uhr
Messe As-Dur von Franz Schubert
und Beethovens Fantasie für Klavier
im Rahmen der Bachwochen
Chor und Orchester St. Michaelis
Leitung: Kirchenmusikdirektor Christoph Schoener
Eintritt: 8,- bis 42,- Euro Karten an der Konzertkasse
Gerdes, Rothenbaumchaussee 77, Tel 45 33 26
sowie an der Turmkasse im Michel
So, 28. Oktober 2012 um 10 Uhr
Evangelische Messe mit Motetten von Georg
Philipp Telemann. Predigt: Hauptpastor Alexander Röder
Kantorei St. Michaelis, Leitung: Kirchenmusikdirektor Manuel Gera
Mi, 31. Oktober 2012 um 20 Uhr
Orgelkonzert mit Werken von Max Reger
Organist: Kirchenmusikdirektor Christoph Schoener
Eintritt: 15 Euro, Karten an der Konzertkasse Gerdes
sowie an der Turmkasse im Michel