Hamburger Prädikanten gestalten Gottesdienste Laien auf der Kanzel - Konkurrenz für Pastoren?

In Hamburg gestalten derzeit 56 Prädikanten die Gottesdienste. Von Predigen (lateinisch „praedicare“) leitet sich der Name ab. Frauen und Männer, die eben keine hauptamtlichen Pastoren sind, sondern aus anderen Berufen stammen, sollen damit in evangelischen Gottesdiensten stärker zum Zuge kommen. Und wenn es nach den Ausbildern im evangelischen Gemeindedienst geht, dann können die Prädikanten bald auch Sakramente wie Taufen und Abendmahle einsetzen. Im Herbst soll das Thema in der Landessynode diskutiert und auf den Weg gebracht werden. Das erhofft sich auch Pastor Friedrich Wagner aus dem Evangelischen Gemeindedienst der Nordkirche, der die Ausbildung in der Landeskirche leitet.

 

Bloß keine Heiligenstimme

Wolfgang Gutzeit schwärmt vom familiären Ausbildungsgeist. In der 20-köpfigen Ausbildungsgruppe haben sich die Teilnehmer gegenseitig vorgepredigt. Jeder habe von der Kritik der anderen profitieren können. „Eine gute Predigt zeichnet es aus, dass der Zuhörer den Inhalt in drei Sätzen zusammenfassen kann“, sagt der Verwaltungswirt, der im Beruf für Qualitätsmanagement verantwortlich ist. Das Feedback in der Ausbildung, das sei auch hier sehr hilfreich. Und bloß „keine Heiligenstimme“ versuchen. „Es gibt zwar kein richtiges und falsches Sprechen, aber aufgesetzt soll es nicht sein“, sagt Gutzeit.

 

Weil ihm das Predigen gefällt und zugleich die größte Herausforderung ist, gestaltet Gutzeit gelegentlich in einer Gemeinde in Mecklenburg den Gottesdienst. Gemeinsam mit seiner Frau Jutta, die ebenfalls eine Prädikantenausbildung hat, hört er sich auch Predigten in anderen Kirchen an. "Das schönste an dieser Tätigkeit ist die aktiven Teilhabe in der Gemeinde - hier geht es um das Mitgestalten", sagt der 49-Jährige. So könne das "Priestertums aller Gläubigen", wie es in der lutherischen Kirche verstanden wird, auch über Laienprediger umgesetzt werden, ergänzt er. Denn es gäbe eben niemanden zwischen Gemeinde und Gott - ein Pastor habe im Gottesdienst keine besondere Rolle, die Aufgabe könne theoretisch jeder aus der Gemeinde übernehmen.

 

So schätzen auch viele Pastoren das Engagement der Prädikanten. Zum Beispiel Pastor Rainer Hanno von der Gemeinde Nord-Barmbek, wo Gutzeit im Einsatz ist. Eine Vertretung in Notfällen kann sich auch einmal ergeben. Aber dass Prädikanten irgendwann einmal den Pastor ersetzen, das fürchtet er nicht.

 

 

Im Herbst startet übrigens ein neuer Prädikantenausbildungskurs der Nordkirche

 

Infos zur Prädikantenarbeit

Leiter des Gemeindedienstes der Nordkirche

Pastor Friedrich Wagner

Königstraße 54

22767 Hamburg

friedrich.wagner@gemeindedienst.nordkirche.de