Kirchentags-Interview Kunst als Inspiration, Reibungsfläche und als Verbündeten

Frage: Beim Hamburger Evangelischen Kirchentag erwartet die Besucher ein umfangreiches Regionales Kulturprogramm: Was sind die Highlights?

 

Büsch: Schauen Sie sich an, wer und was alles mit an Bord ist! Prominente Künstler wie Wim Wenders und Michael Batz jeweils mit ihren Studenten. An der Musikhochschule ist unter der Ägide von Prof. Schönherr ein Oratorium entstanden, zwanzig ausgewählte Projekte von freien Norddeutschen Künstlern. Eine junge Regisseurin hat historische Opernpartituren aus Hamburg „ausgegraben“ und inszeniert ein Opernfragment neu, erstmals seit der Barockzeit – mit Verlaub: für mich IST das Regionale Kulturprogramm DAS Highlight des Kirchentages. Ich hätte nie gedacht, dass der Kirchentag soviel an künstlerischen Energien frei setzen kann!


Wim Wenders bringt sich mit einer Filmklasse mit Studentinnen in den Kirchentag ein – was gibt es zu sehen?

 

Wer die Frage stellt, wie sich das anspruchsvolle Kino mit Christus und dem Glauben auseinandersetzt, der findet hier die Werke, an denen man nicht vorbeikommt. Zwei Semester haben Prof. Wenders und seine Studenten an der HfbK der Auswahl gewidmet. Die Früchte dieser cineastischen Auseinandersetzung waren die Kurzfilme der Studenten, eben „Postkarten an die Filmgeschichte“, so der Titel des Programms im Metropolis Kino. Und nach den Studentenfilmen sind filmhistorische Werke zu sehen, von Pasolini, Bresson, Arcand und anderen.

 

Warum braucht die Kirche den Austausch mit Kulturschaffenden?

 

Wenn, dann wegen der Verwandtschaft. Bischöfin Fehrs hat recht, wenn Sie sagt: „Kunst und Religion sind Schwestern – beide stellen gewohnte Perspektiven gerne auf den Kopf.“ Vielleicht „braucht“ die Kirche den Austausch nicht. Vielleicht „braucht“ die Kunst ihn auch nicht – so wenig wie man seine Geschwister eben braucht. Wenn aber beide gemeinsame Sache machen, entdecken Sie mit Sicherheit ihre gemeinsamen Wurzeln und ihre gemeinsamen Stärken: die Möglichkeit zur Gestaltung dessen, was wir eine lebenswerte Zeit auf Erden nennen.

Übrigens mein persönlicher Glaube und meine Leidenschaft für Kunst entspringen derselben lebendigen Quelle: der Liebe zum intensiv erlebten Leben. Woher die Liebe zu allem Leben kommt, ist für mich als Christ ja klar. Ein Gedanke noch. Vielleicht kann auch die Kunst den Glauben gut gebrauchen: als Inspiration, als Reibungsfläche, als Verbündeten.