Auf großer Fahrt Kreuzfahrt-Urlauber und ihre Sorgen


Hamburg/Berlin - Auf Kreuzfahrtschiffen ist nicht nur Entertainment, sondern oft auch Seelsorge gefragt. "Die Menschen auf einem Kreuzfahrtschiff haben neben ihren Reiseutensilien auch ihre Probleme im Gepäck", sagt Bordseelsorgerin Katharina Plehn-Martins. Die Sorgen holten die Reisenden "in entspannten Urlaubssituation oft mit voller Wucht ein".

Etablierte Kreuzfahrt-Reedereien nähmen daher neben Musikern und Schauspielern auch Bordseelsorger mit aufs Schiff. Sie kümmerten sich etwa um Menschen, die alleine reisten, weil der Partner gestorben sei.

Oft finden nach Worten der Seelsorgerin einsame Menschen auf den Schiffen nicht die Kontakte, die sie suchen. "Ich erinnere mich an eine alte Dame. Sie hat die Einsamkeit nicht mehr ertragen", erzählt Plehn-Martins, "sie ist immer trauriger geworden".

Die pensionierte Pfarrerin aus Berlin hat daraufhin viele Gespräche mit der Frau geführt und sie zusammen mit den Hostessen zu den Mahlzeiten und den Landgängen begleitet." Am Ende war es für sie eine richtig gute Reise", sagt die Pfarrerin. Die 68-Jährige wird im September zum dritten Mal in See stechen. Mit der "MS Europa" geht es dann in die Ostsee.

Auch für die Crew sind die Seelsorger da

Neben Seelsorge für Reisende gehören Gottesdienste und Andachten, Begleitung von Landgängen und Vorträge zu religiösen Themen zum Aufgabenspektrum der Geistlichen, sagt Plehn-Martins. Auch mit der Crew kommen Bord-Seelsorger in Kontakt.

Plehn-Martins gehört zum Pool der Bordseelsorger der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). 140 Pastorinnen und Pastoren stehen jedes Jahr bereit, an Bord zu gehen. Von Spitzbergen bis zum Kap Horn: Auf rund 60 Reisen jährlich ist eine Pastorin oder ein Pastor dabei. Die Theologen arbeiten ehrenamtlich. Kabine und Verpflegung werden von den Reedereien gestellt.


Bordseelsorger stehen in einer langen Tradition: Bereits im 18. Jahrhundert gab es eine Anweisung für Schiffsprediger: Sie sollen Morgen- und Abendgebet halten und religiösen Unterricht erteilen. In dieser Zeit war auch der Begriff der "Christlichen Seefahrt" besonders verbreitet. Er stand umgangssprachlich für die gesamte Handels- und Kauffahrtsschifffahrt.