Uraufführung ist Start von 100 Konzerten Komponist vertont Texte von Dorothee Sölle in Messe

Das ist zugleich der Auftakt für mehr als 100 musikalische Aufführungen in Gottesdiensten, Konzerte und Vorträge im Kirchenkreis Hamburg-West/Südholstein, sagte Kreiskantorin Gudrun Fliegner. Das Spektrum reiche dabei von der Gregorianik bis zur Moderne, darunter auch eine Udo-Jürgens-Messe mit dem Liedgut des Schlager-Entertainers.

 

Mit dem modernen Kompositionsauftrag und den Aufführungen solle wahrgenommen werden, „welche Größe und Vielfalt die Kirchenmusik heute hat“, sagte Fliegner weiter. Im tragenden Chor der Messe singen mehr als 30 evangelische Kirchenmusiker und Kantoren. Der Uraufführung folgen weitere Aufführungen in Niendorf und Uetersen. Messen mit Liturgie-Elementen aus dem Gottesdienst wie dem Vater-Unser-Gebet seien die meistvertonten Texte in der Musikgeschichte.

 

Zum Nachdenken anregen

Dabei soll die moderne Messekomposition nicht nur Gefallen finden, sondern auf Gemeindeebene auch „zum Nachdenken anregen“, sagt Propst Horst Gorski, der als Vertreter des Kirchenkreises zugleich Auftraggeber ist. „Stilles Geschrei“, der Titel der Komposition sei „ein Begriff aus der christlichen Mystik und steht für Gott“. Weil Gott nach dieser Auffassung „nur in Widersprüchen zu erfahren“ sei.

 

Der Komponist Benjamin Scheuer versucht in seinem Stück eine Synthese von traditioneller Messe und dem permanenten Infragestellen der Tradition zu schaffen. Außerdem bekommt jeder der Solisten eine bestimmte Position zugeteilt: Die Mezzosopranistin etwa übernimmt die Texte von Dorothee Sölle, kritisiert und stellt die Fragen. „Der Barition hingegen steht für das Dogmatische und die Priesterfunktion“, erklärt Scheuer. Die Sopranistin wiederum singt keinen Text, sondern nur Vokale – „sie steht für das Überirdische“, ergänzt der 25-Jährige. So versuche er in seiner Komposition sich "mit dem Unfassbaren des Glaubens auseinander zu setzen".

 

Neue Gesangstechnik

Scheuer ist spezialisiert auf moderne Kompositionstechnik. Seine Messe mit Chor, Solisten und Orchester sei jedoch nicht atonal, sondern „melodisch und harmonisch“, sagt er. Trotzdem sei die Gesangstechnik sowohl für den Chor als auch für die Solisten eine besondere Herausforderung, sagt die Kreiskantorin. Alle seien schon sehr gespannt auf das Ergebnis.

 

Das Gesamtprojekt Messe 2012 endet am 9. Dezember.