Finanzinteressen kontra Umweltschutz Klimaforscher Latif stellt Politik verheerendes Zeugnis aus

Das sogenannte Zwei-Grad-Ziel zur Begrenzung der Erderwärmung könne nach derzeitigem Stand der Verhandlungen nicht mehr erreicht werden, sagte Latif der "Märkischen Allgemeinen Zeitung" . "Es deutet nichts darauf hin, dass sich der Anstieg der weltweiten CO2-Emissionen demnächst verlangsamen wird", betonte er. Politik und Wirtschaft müssten jedoch begreifen, dass der Umstieg auf erneuerbare Energien langfristig auch ökonomische Vorteile bringe. Dabei gehe es auch darum, "sich fit zu machen für die Zukunft".

 

Die Politik dürfe in der Klimadebatte nicht "immer nur Wirtschaftsinteressen bedienen", betonte Latif. "Hier muss endlich das Gemeinwohl zum Tragen kommen."

 

Nein zu unterirdischer CO2-Speicherung

Unterdessen versucht das Land Schleswig-Holstein die unterirdische Speicherung von Kohlendioxid im eigenen Bundesland gesetzlich zu untersagen. Das beschloss die Landesregierung am Dienstag in Kiel. Entsprechend werde man das CCS-Gesetz (Carbon Dioxide Capture and Storage) voraussichtlich im November in den Landtag einbringen, sagte Umweltminister Robert Habeck (Grüne). Diese Bekundung habe eine blockierende Wirkung: Sie sorgt dafür, dass gemäß dem Bundes-Kohlendioxidspeichergesetz in der Übergangszeit keine Anträge zur Einlagerung von CO2 bearbeitet werden müssen.

 

"Niemand im Land will CCS - keine Partei, und die Bürger schon gar nicht", sagte Habeck. Die unterirdische Verpressung von CO2 wäre "ein Persilschein für die Kohleindustrie". CCS diene als Rechtfertigung für den Bau neuer Kohlekraftwerke und berge zudem "unwägbare Risiken für die Umwelt". Noch im Spätsommer will das Kabinett den Gesetzentwurf vorlegen. Bundestag und Bundesrat hatten Ende Juni das Kohlendioxidspeichergesetz beschlossen. Damit wird die unterirdische Verpressung von CO2 erlaubt, aber auf 1,3 Millionen Tonnen pro Jahr und Speicher begrenzt. Bundesländer können Speicher unter bestimmten Voraussetzungen in ihrem Gebiet verhindern.