„Wir wissen einfach nicht, wie lange wir die gute Arbeit hier auf freiwilliger Basis und nur mit Spenden noch aufrecht erhalten können“, sagt Koordinatorin Simone Herrmann. Alle, die helfen wollen, sind daher willkommen.
Ich schreibe meinen Namen auf ein Stück Kreppband, das ich mir an die Jacke hefte, so wie alle hier. Dann werde ich an einem Sortierstand für Frauenkleidung kurz eingewiesen. Die Teams entstehen spontan. Wir sortieren Hosen, Pullover und T-Shirts nach Größen und Machart, je nachdem, ob sie beispielsweise lang- oder kurzärmelig sind. Die Stücke werden später gezählt, in Kartons gepackt und zum Abholen bereit gestellt.
Die Kleiderkammer wirbt vor allem über soziale Netzwerke. Der Internetauftritt www.zusammenschmeissen.de wird ständig aktualisiert. So weiß man, was gebraucht wird. Vor allem jüngere Freiwillige spenden hier viele Stunden ihrer Zeit. Man redet sich mit Vornamen an. Die Stimmung ist gut. Wir lachen herzlich, als ein durchsichtiges Negligee aus einem Kleiderberg auftaucht und in den Karton mit der Aufschrift „zu sexy“ wandert.
Die Zeit drängt: 50 Bettensets müssen noch ausgeliefert werden
Neben der Freude am sinnvollen Tun ist den Sortiererinnen und Helfern auch der Ernst anzumerken, mit dem sie bei der Sache sind. „Manchmal muss man auf sich selber achten: Dass man was trinkt und isst und genug Pausen macht“, sagt eine blasse Studentin und steckt energisch Bettdecken in Plastiktaschen. 50 Sets mit bezogener Decke und Kissen, Laken, Handtüchern und einem Waschlappen müssen heute noch ausgeliefert werden.
Wie gut das Projekt funktioniert, erfahre ich drei Tage später von einem Kollegen. Ihm wurde begeistert berichtet, wie Helfer in einer Flüchtlingsunterkunft sich auf die wesentlichen Aufgaben konzentrieren können, weil sie nicht noch Kleiderspenden annehmen und sortieren müssen – sondern bei der Messehalle dringend benötigte Socken und Hosen in passender Größe bestellen können.
Aus eigener Erfahrung kann ich so eine freiwillige Arbeit nur allen empfehlen, die Einblick in dieses aktuelle Thema bekommen wollen. Man lernt viel und neue Menschen kennen. Praktisch ist auch die Möglichkeit, flexibel und stundenweise Zeit zu spenden. Ich hoffe, dass diese Arbeit noch lange fortgeführt werden kann und dass der Staat, Verbände und Kirchen wie bisher und noch verstärkt Mittel und Personal dazu geben.