Die Kirchentagslosung "Soviel du brauchst" sei "eine Herausforderung für unsere Zeit", sagte Fehrs weiter. Grundidee sei, die Wahrnehmung der Wirklichkeit mit der Suche nach Lebens-Sinn zu verbinden. Das sei "Glauben auf dem Boden der Tatsachen" für eine Kirche, deren "Kerngeschäft" Gerechtigkeit heiße.
Privatquartiere gesucht
150.000 Menschen würden erwartet. Sie alle brauchten Obdach, in Schulen und in Gruppenquartieren. "Und da ab einem gewissen Alter die Isomatte nicht mehr schmerzfrei zu überstehen ist, bitten wir herzlich um Gastfreundschaft auch in Gestalt von Privatquartieren", warb die Bischöfin.
Das Motto "Soviel du brauchst" stellt laut Fehrs auch die Frage nach der gerechten Teilhabe an Bildung, Kultur, Gesundheit und Wohnraum. Dies bleibe besonders in Hamburg eine gemeinsame Aufgabe für Wirtschaft, Politik und Kirchen. "Es muss uns gemeinsam gelingen, dass möglichst wenig auf der Strecke bleiben", appellierte die Bischöfin: "Dass eigentlich jeder und jede in unserer Stadt mit dem Gefühl am Morgen aufsteht, bis zum Lebensabend gebraucht und gewollt zu sein."
Es sei eine lebenswichtige Übung für eine humane Gesellschaft, davon zu reden, was heilig ist. Dazu brauche es Religion und den interreligiösen Dialog, sagte Fehrs: "Dass wir berührbar bleiben für das wirklich Wertvolle. Dass wir die Sprache des Herzens wieder üben." Ein aktuelles Beispiel sei der jetzt abgeschlossene Staatsvertrag mit den muslimischen und alevitischen Gemeinschaften. "Er stellt einen wichtigen Fortschritt dar, ist Anerkennung einer Situation, wie wir sie längst haben. Zugleich fordert er uns alle miteinander heraus."
Unverzichtbar bleibe die ernsthafte Auseinandersetzung damit, dass der "Gedanke von einem Weltethos" auch Gegner habe. "Religiöse Inhalte werden immer skeptischer angesehen, ja aggressiv attackiert". Es gebe Internetforen, "die vor Intoleranz nur so beben". Darin liege eine mindestens verbale Gewaltbereitschaft, die jegliche Grundlagen der Demokratie entwerte. Alle miteinander müssten sich "ein Herz und in Sprache fassen, dass und wie teuer sie uns ist, die Demokratie", sagte Fehrs.