Vermietung von Sakralbauten Kirchen-Nutzung pro und kontra

Röder unterstrich, dass es für die Nutzung feste Kriterien gebe, die sich auch an der Bedeutung des Kirchraumes als Gotteshaus orientierten.

 

Kirche braucht Geld nicht um jeden Preis

Eintrittspreise von 1.600 Euro pro Kopf für das "Deutsche Wirtschaftsforum" im Hamburger Michel hatten im vergangenen Dezember heftige öffentliche Kritik ausgelöst. Verständlich sei, dass die Kirche Geld brauche. Doch dafür dürfe sie "nicht ihre Seele verkaufen", hatte der ehemalige Hamburger Polizeipräsident Dirk Reimers kritisiert. Der Michel sei ein Ort des Gottesdienstes und eine Zuflucht für Seelen in Bedrängnis, keine "coole Location", argumentierte er.

 

Für evangelische Christen gebe es "keine heiligen Räume", sagte jetzt Johann Hinrich Claussen, Hamburger Nikolai-Hauptpastor und zugleich Präsident des Evangelischen Kirchbautages. Entscheidend sei, was geschieht. "Wo Gott redet, da wohnt er", sagte Claussen. Es könne auch ein Gottesdienst sein, wenn die Magd den Hof fegt, habe schon der Reformator Martin Luther gesagt. Große Sakralbauten wie der Michel seien überdies auf erhebliche finanzielle Mittel angewiesen. "Wenn die nicht mehr ausreichen, greift die Logik von Vermietung und Vermarktung."

 

Der Frankfurter Journalist und Architekturkritiker Dankwart Guratzsch forderte, den "Kirchen ihre Würde zurückzugeben". Sie seien "auch als Bauwerke schon eine Predigt". Vielen Theologen sei das Wort abhanden gekommen - "dann müssen eben die Steine reden". Wolfgang Schütte, Professor für Sozialrecht in Hamburg, kritisierte die Nutzung von Kirchen als reine "Geldbeschaffungsmaschine". Kirchen seien "besondere Räume mit einem geistlichen Horizont". Veranstaltungen müssten daher einen Bezug zum Verkündigungsauftrag haben. "Wer sich allem öffnet, ist möglicherweise nicht ganz dicht", sagte er.

 

Hauptpastor Röder verteidigte das von der Wochenzeitung "Die Zeit" veranstaltete "Wirtschaftsforum" im Michel. Die "exorbitanten Eintrittspreise" habe nicht der Michel verantwortet und auch nicht kassiert, sagte er. Die Veranstaltung habe aber durchaus einen Bezug zu christlich-ethischen Themen gehabt. Überdies sei der Michel bereits 2006 von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) als bundesweites "Leuchtturm"-Zentrum für den Dialog zwischen Kirche und Wirtschaft ausersehen worden. Veranstaltungen des Arbeitskreises Evangelischer Unternehmer am Michel seien meistens kostenlos und könnten von jedem besucht werden.

 

Am 20. April erscheint über die kommerzielle Nutzung von Kirchen ein Buch mit dem Titel:

„…auf dass mein Haus voll werde“

Über 15 Jahre Erfahrungen mit der Kulturkirche St.Johannis in Hamburg-Altona

Lutherische Verlagsgesellschaft Kiel

 

kirche-hamburg.de wird darüber berichten