Debatte Kirche macht Politik - oder nicht?

Sollte sich Kirche in Politik einmischen – oder lieber die Finger von ihr lassen?

Andreas Kalkowski: Wenn Kirche auf Missstände aufmerksam macht, wird sie auch politisch. Aber wir müssen unsere Gründe dafür vermitteln: Klar machen, dass wir auf der Grundlage unseres Glaubens handeln. Jesus ruft dazu auf, Fremde aufzunehmen. Also öffnen wir Türen für Flüchtlinge. Bei manchen Themen liegt nicht so auf der Hand, was sie mit der christlichen Botschaft zu tun haben. So zielte die Initiative zum Rückkauf der Stromnetze, die vom Kirchenkreis Hamburg-Ost ausging, auf grundlegende Daseinsvorsorge ab – sie polarisierte aber auch. Da müssen wir mehr Vermittlungsarbeit leisten.

 

Die Kirche muss auch ihre Ausgaben rechtfertigen – sonst laufen ihr die Menschen davon.

Auch das scheinbar Überflüssige ist manchmal notwendig. Doch es muss transparent sein, wofür Gelder ausgegeben werden. Die evangelische Kirche lebt von der Partizipation. Daher begrüße ich zum Beispiel, dass die Synode des Kirchenkreises Ost beschlossen hat, bestimmte große Entscheidungen gemeinschaftlich zu treffen, die zuvor eher Funktionsträgern oblagen.

 

Nur 13 Prozent der Evangelischen sind aktiv in ihrer Gemeinde, wie eine Untersuchung der EKD zeigt. Kann politisches Engagement dazu beitragen, Mitglieder stärker an die Kirche zu binden?

Aus politischem Engagement kann sich ergeben, dass Menschen sich wieder stärker mit „ihrer Kirche“ identifizieren. Doch Mitglieder zu gewinnen, ist kein Selbstzweck. Wir sind Teil der Gesellschaft, stehen nicht neben, über oder unter ihr. Wir tragen mit Verantwortung für das Gelingen von Gesellschaft. Was aber tun? Was lassen? Wie dabei vorgehen? Austausch ist das A und O. Ihn wollen wir mit unserem Workshop fördern.

 

Unter dem Motto "Kirche - Macht - Politik" treffen sich am kommenden Donnerstag Vertreter aus Politik, Kirche und Medien zu einem eintägigen Workshop. Sie stellen sich Fragen: Welche Rolle nimmt die Kirche in der globalisierten Welt ein? Wie steht sie zu den Veränderungen - ist sie politisch, unpolitisch, oder macht sie Politik?

 

Die Teilnehmenden:

Andreas Tietze, Präses der Nordkirche und für Bündnis 90/Die Grünen Mitglied des Landtages Schleswig-Holstein

Propst Dr. Karl-Heinrich Melzer, Kirchenkreis Hamburg West

Theo Christiansen, Leiter Diakonie + Bildung im Kirchenkreis Hamburg-Ost

Dietrich Wersich, Fraktionsvorsitzender CDU in der Hamburger Bürgerschaft

Andreas Dressel, Fraktionsvorsitzender SPD in der Hamburger Bürgerschaft

Lars Haider, Chefredakteur Hamburger Abendblatt

 

Der Workshop ist Teil der Themenwochen "Globale Transformation", die das Haus am Schüberg in Kooperation mit dem Christian Jensen Kolleg in Breklum (Schleswig-Holstein) während der Passionszeit veranstaltet.