Grenzen der Medizin? Kirche eröffnet Arbeitsstelle für Ethik im Gesundheitswesen

Die High-Tech-Medizin lässt Entscheidungen immer komplexer werden. Die Ärzte müssen abwägen, welche ihrer Möglichkeiten sie nutzen, um Leben in Würde zu erhalten. Viele Fragen tauchen auf, deren Beantwortung häufig nicht eindeutig ist: Soll man einer 95-Jährigen noch eine Herzklappen-Operation zumuten, trägt das zur Lebensqualität bei? Unter welchen Bedingungen darf ein Beatmungsgerät abgeschaltet werden? Ruth Albrecht: „Bei ihren Entscheidungen geraten Ärzte häufig in ein Dilemma: Muss das Leben um jeden Preis verlängert werden?“ Immer komme es darauf an, nach dem Willen des Patienten zu fragen und ihm gemäß zu handeln, auch wenn sich der Betroffene nicht äußern könne.


Gewissen bilden

Weil Konflikte dieser Art zunehmen, haben viele Krankenhäuser Ethik-Komitees eingerichtet. Bei „Ethischen Fallbesprechungen“ erörtern Ärzte und Pflegende, wie sie am besten vorgehen. Die Krankenhausseelsorger werden häufig dazu gerufen. Sie so auszubilden, dass sie sich mit einem ethischen Blick in diese Gespräche einbringen können – auch dafür ist die Arbeitsstelle zuständig. „Man braucht Wissen, um sein Gewissen anwenden zu können“, sagt Ruth Albrecht.


Den Kontakt in die Öffentlichkeit, zu Hospizen, Pflegeeinrichtungen und ambulanten Diensten will Ruth Albrecht intensivieren. Die Internetseite www.arbeitsstelleethik.de ist im Aufbau. „Zu ethischen Fragen in der Medizin eine reflektierte Haltung zu haben, wird in Zukunft noch wichtiger werden. Darauf bereiten wir uns vor. “


Ruth Albrecht wird am Donnerstag, den 10. Januar um 17 Uhr in der Krypta der Hauptkirche St. Michaelis als Leiterin der Arbeitsstelle eingeführt. Bischöfin Kirsten Fehrs predigt. Der Lübecker Medizin-Ethiker Professor Dr. Christoph Rehmann-Sutter hält einen Festvortrag zum Thema „Was macht Medizin menschlich?“.