Andere Zeiten: „Tod, Trauer, Trost“ Journalistenpreis für Jenni Roth/FAZ

Jurymitglied Eduard Kopp begründet die Preisvergabe: „Die Reportage zeichnet sich durch sorgfältige Beschreibungen und klug ausgewählte Zitate aus. Sie weckt Interesse an dem Verstorbenen, ohne indiskret zu sein, und schaut den Menschen, die sich um den Nachlass kümmern, über die Schultern, ohne Voyeurismus zu wecken oder zuzulassen. Ohne es mit einem einzigen Wort zu einzufordern, wirbt die Autorin Jenni Roth um mehr Aufmerksamkeit für unsere Mitmenschen.“

 

So viele Journalisten wie nie zuvor reichten ihre Beiträge ein. „Wir sind sehr beeindruckt, dass dieses schwierige Thema in so vielen Redaktionen Raum findet und auf ehrliche und einfühlsame Weise behandelt wird“, sagt Andere-Zeiten-Chefredakteur Thomas Kärst.

 

Die vier Preisträgerinnen erhalten die Auszeichnungen am 12. September in Hamburg. Der Verein Andere Zeiten schreibt den Journalistenpreis jährlich aus. Er würdigt Journalisten, die sich in besonderer Weise mit Themen des Kirchenjahres befassen. Das Thema der nächsten Ausschreibung wird in den kommenden Monaten bekannt gegeben.

 

Die weiteren Preise 2013

 

Den zweiten Preis teilen sich in diesem Jahr zwei Autorinnen: Nicola Meier mit dem Text „Wie Verwandtschaft“ aus dem Magazin „Chrismon“ und Alexandra Schulz mit dem Beitrag „Hoch die Tassen unter Toten“ in der Wochenzeitung „Die Zeit“.

 

In der Jurybegründung zu Nicola Meiers Text „Wie Verwandtschaft“ für das Magazin „Chrismon“ schreibt Laudator Patrik Schwarz: „Geschichten über deutsche Soldaten in Afghanistan gibt es viele, Nicola Meier aber hat eine besondere Perspektive gewählt: Sie begleitet drei Mütter in ihrem Trauerjahr, nachdem die Söhne bei einem gemeinsamen Einsatz ums Leben gekommen sind. Behutsam verbindet die Autorin die Frage nach dem Sinn des Krieges in Afghanistan mit der Anteilnahme am Schmerz der Mütter in Deutschland."


Ebenfalls mit einem zweiten Preis wird ein Beitrag der Hamburger „Zeit“-Autorin Alexandra Schulz ausgezeichnet. „Hoch die Tassen unter Toten“ bereitete dem Jurymitglied Dr. Siegfried von Kortzfleisch trotz des Themas ein reines Lesevergnügen: „Ein Mausoleum, das dem Leben dient. Mitten in Ohlsdorf, im größten Parkfriedhof der Welt. Regelmäßig treffen sich da in einem pompösen Bau, in dem früher Sarkophage standen, ein paar Menschen, reden, lachen, feiern mit Wein und Schmalzbroten; sie gedenken der Toten, nur fröhlich muss es sein. So widersprechen sie dem Druck der Trauer. Ein wunderbarer Kontrast in der Landschaft der Toten.“

 

Sonderpreis für Hörfunkbeitrag

 

Weiterhin zeichnet die sechsköpfige Jury aus Journalisten und Theologen den Hörfunkbeitrag „Der lange Abschied von Ingas Papa“ von Liane Gruß aus, der beim Sender FRITZ des rbb gesendet wurde. In der Jurybegründung der Laudatorin Mechthild Baus heißt es: „Die Autorin hat ihre Gesprächspartnerin ebenso einfühlsam wie klug und präzise befragt. Sie bleibt dicht bei den Erfahrungen des trauernden Mädchens, auf deren Beschreibungskraft sie voll vertraut. So entstehen Sprachbilder von ungewöhnlicher Ausstrahlung, die den Verlust und den andauernden Schmerz darüber in wenigen Hörminuten eindrücklich nachvollziehbar machen.“