Länger als einen Monat ohne Landgang Jeder fünfte Seemann ist seelisch gefährdet


Die Arbeit auf Schiffen belastet Menschen nicht nur körperlich, sondern auch seelisch. Das ergab eine neue Studie der Seemannsmission Hamburg-Harburg. Demnach ist jeder fünfte Seemann durch Stress oder Burnout gefährdet.

Befragt wurden 207 Seeleute, primär auf Container-Schiffen (67 Prozent), zwei Drittel sind älter als 30 Jahre; die Hälfte stammt von den Philippinen, jeder fünfte aus Indien. Über ein Drittel ist "officer“ oder „engineer“; zwei Drittel zählen zur Mannschaft. Sören Wichmann, Leiter Seemannsclub DUCKDALBEN, und Jörn Hille, Leiter der von den Seemannsmissionen Hamburg verantworteten Bordbetreuung, führten die Umfrage an Bord der Schiffe oder im Seemannsclub durch: „Wir leisten schon seit Jahren psycho-soziale Betreuung. Mit dieser Studie haben wir diese weiter empirisch unterlegt. Ziel war, die Seeleute am Arbeitsplatz direkt aber auch außerhalb ihrer Arbeitswirklichkeit zu erreichen.“

 

Landgang als "Therapie"

Der Landgang spielt bei der seelischen Gesundheit der Seeleute eine entscheidende Bedeutung. Sören Wichmann: „Wenn Landgang verwehrt wird, ist das Argument oft, die Sicherheit des Schiffes sei gefährdet. In diesen Fällen aber wird gegen die Maritime Labour Convention verstoßen. Wenn überhaupt, darf nur der Kapitän ein Verbot aussprechen, und zwar nur einmalig nach Lage der Dinge. Es darf keine generelle Politik der Reederei sein.“

Während der Pandemie wurde vielen Schiffsbesatzungen der Landgang generell untersagt. Mittlerweile hat sich die Lage gebessert. Neun von zehn Seemännern ist Landgang wieder grundsätzlich gestattet.