Das 20-jährige Bestehen ist am Dienstag mit einem Empfang gefeiert worden. Das Spendenparlament helfe dort, wo die Not am größten ist, sagte Staatsministerin Aydan Özoguz (SPD), Flüchtlingsbeauftragte der Bundesregierung. Es mache heute "einen guten Teil der Wärme Hamburgs" aus. Arme, obdachlose, geflüchtete oder isolierte Menschen könnten darauf zählen.
Anwesend war auch der Gründer des Spendenparlaments Stephan Reimers, 72. Die Grundidee des Parlaments ist simpel: Es geht um Spenden gegen Armut, Obdachlosigkeit und Einsamkeit. Das Geld soll die Bedürftigen in voller Höhe erreichen, und die Spender sollen ein Mitspracherecht darüber haben, an wen die Summen in welcher Höhe verteilt werden.
Damit war das "Spendenparlament" geboren, das der damalige Hamburger Diakoniechef Stephan Reimers am 9. Februar 1996 auf der konstituierenden Sitzung im Hamburger Rathaus aus der Taufe hob. Jedes Mitglied zahlte anfangs mindestens zehn D-Mark im Monat, heute sind es fünf Euro. Dafür bekommt man Sitz und Stimme im Parlament und entscheidet mit über die Verwendung der Gelder.
Die Zahl der Parlamentarier wuchs rasant
Zur konstituierenden Sitzung im Hamburger Rathaus kamen 800 Gäste. Ende des Jahres hatte sich die Mitgliederzahl mehr als verdreifacht. Das Parlament tagt im Hörsaal A des Uni-Hauptgebäudes. Bereits im ersten Jahr förderte es 49 Projekte gegen Armut, Obdachlosigkeit und Einsamkeit mit 650.000 D-Mark.
Unterstützt wurden bis heute Suppenküchen und Kleiderkammern, Schularbeitenhilfen und Arbeitsloseninitiativen, Beratungsstellen und vieles mehr. Das Parlament bezuschusst auch Anschaffungen oder übernimmt die Kosten komplett: etwa für Behindertenbusse, für Obdachlosen-Sommercamps, für Kinderferien, für Spielgeräte. Der Internetauftritt führt unter spendenparlament.de alle Projekte mit genauer Beschreibung samt Fördersumme auf.
Mitglied im Spendenparlament kann jeder werden, der sich mit fünf Euro pro Monat beteiligt. Das Parlament tagt dreimal im Jahr und ist weder politisch, weltanschaulich oder konfessionell gebunden. Jede Mitarbeit ist ehrenamtlich, alle Sachaufwendungen sind Spenden.
Über 20 Spendenparlamente gibt es heute in Deutschland und Europa
Die Idee fand bald Nachahmer: In Deutschland und im europäischen Ausland gibt es heute über 20 Spendenparlamente, darunter in Wien, Zürich, Basel und Brüssel, in Bonn, Berlin, Dortmund, Görlitz und Kiel. 2001 wurde das Spendenparlament mit dem Hamburger Bürgerpreis ausgezeichnet.
Bereits Ende 1996 erhielt Gründer Stephan Reimers das Bundesverdienstkreuz. Das Parlament war das Kernstück einer ganzen Reihe von sozialen Projekten, die er zuvor angeschoben hatte: die Obdachlosenzeitung "Hinz&Kunzt", die "Hamburger Tafel", die "Kirchenkaten", 1996 den "Mitternachtsbus" für Obdachlose.
Im November 2013 wurde er erstes Ehrenmitglied des Parlaments. Doch seine eigene Person hat er nie in den Vordergrund gestellt. "Hamburg ist eine wunderbare Stadt mit vielen sozial eingestellten Menschen", sagt er. Man müsse ihnen nur konkrete Möglichkeiten geben, Gutes zu tun. Dafür habe er "ein paar Ideen geliefert - mehr nicht".