Am Mittwoch beginnen die großen Ferien. Der Flughafen ist voller Reisender. Was sind jetzt ihre Aufgaben?
In den nächsten Wochen kommen mehr Menschen zu uns, die nicht so häufig fliegen. Manche haben es schwer, sich in den unübersichtlichen Terminals zu orientieren. Sie sind gestresst. Dadurch komm es leichter zu Streit, zum Beispiel mit dem Partner. Viele sind voller Erwartungen. Der Urlaub soll perfekt sein. Sie sind aufgeregt, freuen sich. Zur Hauptreisezeit ist der Flughafen voller Gefühle.
Was können Sie als Seelsorger bieten?
Die Flughafenkirche ist täglich von 6 Uhr bis 22 Uhr geöffnet. Dort kann man zur Ruhe kommen. Alle zwei Wochen mittwochs um 8.15 Uhr halte ich dort Andacht, das nächste Mal morgen früh. Wer möchte, bekommt von mir einen Reisesegen. Oder ich gebe ein Gebet auf einer Postkarte mit auf den Weg. Wir haben auch kleine Schutzengel aus Bronze, die helfen manchen Menschen gegen Flugangst, weil sie Sicherheit vermitteln.
Ist der Absturz der Germanwings-Maschine im März dieses Jahres noch ein Thema?
Seit dem Todesflug des Piloten, bei dem 150 Menschen starben, sind viele Menschen sensibilisiert. Ich erlebe auch, dass einige der Beschäftigten in ihren Grundfesten erschüttert sind. Wir sprechen miteinander. Ein Segen vor einem Urlaub kann die Seele entlasten. Darum bat mich vor wenigen Tagen eine Mitarbeiterin des Bodenpersonals.
Wie startet man gut in den Urlaub?
Das wichtigste: genug Zeit einplanen! Wer nur drei bis viermal im Jahr fliegt, ist am besten zwei Stunden vor Abflug da. Es bilden sich immer wieder Schlangen, zum Beispiel vor der Bordkartenkontrolle. Wenn man genug Zeit hat, kann man damit locker umgehen. So halte ich es auch: Ich gebe mein Gepäck ab, setze mich noch einen Moment ins Café und beobachte das Treiben. So fängt der Urlaub schon auf dem Flughafen an. Auf die letzte Minute anzukommen, ist Gift für die Seele.
Stichwort Flugangst: Was raten Sie?
Viele Menschen haben ein mulmiges Gefühl beim Fliegen – weil sie den Boden unter den Füßen verlieren, sich anderen ausliefern. Da ist es wichtig, etwas in der Hand zu halten, das sich gut anfühlt, etwas Weiches, Flauschiges zum Beispiel. Und sich bewusst zu machen, dass auf dem Weg zum Flughafen mehr passieren kann als beim Fliegen selbst. Auch schöne innere Bilder beruhigen. In unserer Kirche haben wir immer Ausstellungen, da findet man möglicherweise ein Bild, das man betrachtet, sich einprägt und innerlich mit auf die Reise nimmt.
Und nach dem Urlaub? Wie gelingt es, etwas davon in den Alltag mitzunehmen?
In Ruhe einen inneren Abschluss zu finden, empfehle ich sehr. Denn wenn man vom Flughafen direkt wieder in den Alltag rast, ist der Erholungseffekt schnell verpufft. Auch Souvenirs helfen dabei, das, was man erlebt und erfahren hat, noch eine Weile in sich nachklingen zu lassen. Mich freut immer wieder, wie viele Reisende sich nach ihren Ferien in unser Buch eintragen und sich für die schöne Reise bedanken.
Björn Kranefuß, 56, ist Pastor für die 15.000 Mitarbeiter des Hamburger Flughafens, für Reisende und ihre Angehörigen. Er ist viel auf dem Gelände unterwegs. Wer ihn sprechen möchte, wendet sich an die Mitarbeiter am Info-Schalter im Flughafen. Sie vermitteln den Kontakt.