Kamen selbst als Flüchtlinge aus dem Iran - Atena Baghian und Ali Ferdows
Bischöfin Kirsten Fehrs hat Menschen, die sich ehrenamtlich für Flüchtlinge engagieren, am Sonntag mit einem Gottesdienst gedankt. Begegnung sei das „Geheimnis des Friedens“ sagte Fehrs in ihrer Predigt in der Hauptkirche St. Petri. Flüchtlinge sollten nicht toleriert, sondern „liebevoll“ aufgenommen werden.
Dazu trügen die Ehrenamtlichen mit ihrem Engagement bei. Die Kirchengemeinden seien Kristallisationspunkte, Orte, an denen sich Menschen sammeln könnten. Sie böten zugleich Schutz, zum Beispiel für Menschen im Kirchenasyl.
Dass immer mehr Flüchtlingsunterkünfte angegriffen werden, sei erschütternd und feige, sagte Fehrs. So seien seit Jahresbeginn bundesweit 175 Attacken gezählt worden. Der Feindseligkeit müssen man entschieden entgegentreten und sich im humanitären und politischen Engagement nicht beirren lassen.
Zugleich brauche es das Feingefühl, Flüchtlinge nicht als Bedürftige oder Wirtschaftsflüchtlinge abzuwerten. „Unsere Vision ist eine teilnahmsvolle Gesellschaft, die sich um Ausgleich bemüht.“
Im Anschluss an den Gottesdienst kamen alle Engagierten zu einem Gruppenfoto zusammen. Wir haben einige von ihnen gefragt, was sie zu ihrem Einsatz bewegt
"Wir wollen etwas wiedergeben"
Ali Ferdows, 34, kam vor fünf Jahren aus dem Iran nach Deutschland. Seine Frau Atena Baghian, 32, zog zwei Jahre später nach. Sonntags nach dem Gottesdienst sind sie beim Kirchencafé in der Gemeinde Schiffbeck-Öjendorf aktiv. „Ich schmeiße dann die Küche“, sagt Ali und lacht. Im Iran arbeitete er bei einer Zeitung. Noch hat er in Hamburg keine Stelle gefunden und das Paar sucht eine Wohnung. Ali hilft Flüchtlingen, sich zurecht zu finden. Er übersetzt für sie aus dem Persischen und versucht, ihnen die Angst zu nehmen. Das Paar hat eine geistliche Heimat im christlichen Glauben gefunden. „Viele Menschen aus der Gemeinde haben uns geholfen. Wir wollen etwas davon wiedergeben.“
Strahlende Gesichter
Hartmut Rothfritz, 71, ist seit Herbst vergangenen Jahres in Norderstedt aktiv. Auf dem Gelände seiner Kirchengemeinde leben derzeit 16 syrische Flüchtlinge. Er hat viel Verständnis für sie: Er selbst wurde in Istanbul geboren, hat als Unternehmer im Auslang gelebt, ist schon durch Syrien gereist. Er kümmert sich um rechtliche Fragen und unterstützt Flüchtlinge bei Bewerbungen. Das Strahlen auf einem Gesicht zu sehen, wenn er stärken und helfen konnte, bestätigt ihn in seinem Einsatz: „Wir bekommen so viel zurück.“
Boxen für die Seele
Junge Männer zum Boxen bringen? Erstmal waren sie ein bisschen skeptisch. Doch inzwischen sind Bärbel Lützen, 67, und ihr Mann Werner Thalemann, 62, mit Begeisterung dabei. Sie engagieren sich in Niendorf, begleiten jeden Sonntagnachmittag zehn junge Männer aus der Erstaufnahmeunterkunft zum Boxen in eine benachbarte Sporthalle. Reichen Wasser, besorgen T-Shirts fürs Training. Sie haben von einer Sozialarbeiterin gehört, dass die Männer danach tagelang ausgeglichen sind. Sie spüren, dass ihr Engagement etwas bewirkt. Und: „Wir bleiben in Übung mit unserem Englisch.“