"Wir danken Gott, der seine schützende Hand über alle Bauleute und über uns gehalten hat", sagte Hauptpastorin und Pröpstin Ulrike Murmann. "Endlich kann St. Katharinen wieder ein Ort für Gottesdienste, Konzerte, Kunst und Begegnung sein."
Marode Strebepfeiler
Die barocke Kirche wurde zwischen 1380 und 1450 erbaut, ihre Ursprünge gehen bis ins Jahr 1256 zurück. Die Jahrhunderte überstand sie gut, den Zweiten Weltkrieg nicht: 1943 wurde St. Katharinen durch Bomben zerstört. Nach Originalplänen wurde die Kirche zwar wieder aufgebaut und 1956 eingeweiht. Doch die knappen Mittel der Nachkriegsjahre ließen keine nachhaltigen Baumaßnahmen zu. Bröckelnder Sandstein, klaffende Risse im Mauerwerk und marode Strebepfeiler machten 2007 den Beginn einer Totalsanierung nötig.
Bauhistoriker und Restauratoren nutzten die umfangreichen Arbeiten für intensive Forschungen und machten dabei zahlreiche spektakuläre Entdeckungen: Große Mengen originalen Mauerwerks aus dem 13. und 14. Jahrhundert wiesen keinerlei Beanstandungen auf. Der ursprünglich verwendete Mörtel war besser als jedes moderne Material. Im Turm wurden in Mauerfugen Fingerabdrücke von Arbeitern aus dem Jahr 1295 gefunden.
An der Nordseite in Richtung Stadt wurde ein historisches, vergessenes Portal freigelegt. Es soll künftig in einer Art "Außenvitrine" sichtbar bleiben und von Experten weiter erforscht werden, sagte Katharinen-Architekt Helmut Riemann. Die Baugeschichte der Kirche müsse zum Teil neu geschrieben werden. Auch zahlreiche Reste einer zerstörten Barock-Kanzel aus dem 17. Jahrhundert wurden gefunden.
Gemeinde auf Wanderschaft
Im März 2011 begann für die Gemeinde eine besondere Fastenzeit: Sie musste komplett auf ihren Kirchenraum verzichten, der buchstäblich "grundlegend" saniert wurde. Der gesamte Fußboden wurde aufgestemmt und Kellerräume sowie Grundmauern freigelegt. Zum Feiern der Gottesdienste ging man auf Wanderschaft: in die Hafencity, in das Friedens-Mahnmal St. Nikolai, in benachbarte Hauptkirchen. Zuweilen reichte auch das eigene Kirchencafé oder die Sakristei.
Die Totalsperrung der Kirche wurde zur Installation einer neuen Fußbodenheizung genutzt. Für die Heizungsanlage wurde ein Kellerraum erweitert, der künftig auch als Lagerraum für Stühle dienen soll. Mit einer Hubbühne werden sie nach oben oder unten transportiert. Im Zeitplan ist auch die Rekonstruktion der Barockorgel, auf der schon Johann Sebastian Bach spielte. Ihre festliche Einweihung soll aber erst im Juni 2013 stattfinden.
Neue Chorempore
Anstelle der bisherigen Winterkirche und des Abstellraumes unter der nördlichen Westwand wurde eine neue Chorempore errichtet, die auf einer Stahlträgerkonstruktion neue Flächen für Chor und Orchester bietet. Auch die Kirchenbänke wurden überarbeitet und umgestaltet - künftig sollen sie demontierbar sein, wenn für besondere Veranstaltungen mehr Platz benötigt wird. Die Akustik wurde verbessert und die Beleuchtung modernisiert.
Der Bund steuerte 6,5 Millionen Euro zu der Sanierung bei, aus Mitteln zur Substanzerhaltung von Kulturdenkmälern von nationaler Bedeutung. Das Denkmalschutzamt der Stadt Hamburg spendierte 3,5 Millionen Euro. Bedeutende Summen kamen von Hamburger Stiftungen, Unternehmen und privaten Spendern. Gebraucht werden noch 3,5 Millionen Euro. Doch der endgültige Abschluss aller Restarbeiten ist durch eine Zwischenfinanzierung gesichert.