Vor acht Jahren trat Oranna Naudascher-Wagner von der Römisch-Katholischen in die Alt-Katholische Kirche über. "Ich habe mir diese Entscheidung nicht leichtgemacht." Die Gleichberechtigung der Frauen auf allen Ebenen sei ein wichtiger Grund für den Übertritt gewesen. Lange habe sie gedacht, sie könne in ihrer Kirche etwas verändern. Doch irgendwann habe sie die Hoffnung aufgegeben.
Am Ende war es ein Spagat
Bevor Oranna Naudascher-Wagner 2001 aus familiären Gründen nach Hamburg zog, arbeitete sie als Ökumene-Referentin im Bergischen Land (Nordrhein-Westfalen). "Während dieser Zeit musste ich oft als Vertreterin der Römisch-Katholischen Kirche für Dinge einstehen, die ich innerlich nicht mehr mitvollziehen konnte." Diesen Spagat wollte sie am Ende nicht mehr mitmachen. Drei Jahre lang war sie Gast in der alt-katholischen Gemeinde in Hamburg, bevor sie den Entschluss zum Wechsel traf. "Ich bleibe ja katholisch, ich wechsle nur die Teilkirche".
Die alt-katholischen Gemeinden in Deutschland entstanden Ende des 19. Jahrhunderts aus Protest gegen die Dogmen von der Unfehlbarkeit und obersten Leitungsgewalt des Papstes. Die Gemeinde in Hamburg hat ihre Wurzeln allerdings auf der Nordsee-Insel Nordstrand, wo die alt-katholische Gemeinde schon 1654 von niederländischen Deichbauern gegründet wurde. Die meisten Alt-Katholiken leben heute in Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg. Das Wort "alt" soll deutlich machen, dass die Kirche an der ursprünglichen katholischen Glaubenstradition festhalten will.
Kein Ausschluss von Abendmahl
Anders als in der Römisch-Katholischen Kirche dürfen alt-katholische Priester heiraten. Seit den 80er Jahren gibt es Priesterinnen, seit den 90er Jahren auch Bischöfinnen. Wichtig ist der neuen Priesterin auch, dass Geschiedene, die wieder heiraten, nicht vom Abendmahl ausgeschlossen werden. "Gerade wenn Lebensentwürfe scheitern, dürfen wir einen barmherzigen Gott verkündigen."
Aufgewachsen ist die verheiratete Mutter dreier Töchter in der Nähe von Trier. In Münster und Bonn studierte sie Katholische Theologie. Rund zehn Jahre lebte sie nach dem Abitur mit der klösterlichen Gemeinschaft der Salvatorianerinnen in verschiedenen Niederlassungen. Heute arbeitet sie im Hauptberuf als Fachkraft für Menschen mit Demenz und in der Sterbebegleitung.
Ihre kleine Hamburger Gemeinde zählt rund 80 Mitglieder. Gemeinsam mit ihrem Kollegen Walter Jungbauer feiert sie jeden Sonntagabend alt-katholische Eucharistie und alle zwei Wochen am Freitagabend die altkirchliche Lichtvesper. Trotz vieler Gemeinsamkeiten lehnt sie einen Übertritt zur evangelischen Kirche für sich ab. Es gebe eine Herzensbindung, und ihr Gemüt sei katholisch geprägt. Oranna Naudascher-Wagner: "Ich liebe die katholische Liturgie."