Gesellschaft lebensfreundlicher gestalten Hamburger Weg zu einer dementenfreundlichen Großstadt

Demenz ist für Reimer Gronemeyer (Gießen), Vorsitzender der Aktion Demenz, in erster Linie ein soziales Thema. Es mache wenig Sinn, die Krankheit lediglich mit Medikamenten zu bekämpfen. Notwendig sei die "Wiedererwärmung der Gesellschaft". Damit könne Demenz sogar helfen, die Gesellschaft lebensfreundlicher gestalten. Es sei viel gewonnen, wenn Menschen im Alltag einfühlsam reagierten. So habe ihm ein Straßenbahnfahrer einen Fahrschein gekauft, weil er den komplizierten Automaten nicht bedienen könne, berichtete der 72-Jährige.

 

Bedürfnisse beachten

Mit Demenz ende nicht die Selbstbestimmung über das eigene Leben, sagte der Hamburger Psychologe Michael Wunder, Mitglied im Ethikrat. In jeder Phase der Krankheit könnten demente Menschen ihre Wünsche zum Ausdruck bringen. Für Pflegepersonal und Angehörige sei es wichtig, die Bedürfnisse der Dementen nicht zu übergehen. Dies sei für sie zwar oft eine Mehrbelastung, könne aber Verhaltensauffälligkeiten vermindern.

 

In Hamburg gibt es nach Angaben von Gesundheitsstaatsrätin Elke Badde (SPD) derzeit 16 Wohngemeinschaften für Demente. Für die Begleitung von ehrenamtlicher Pflege stelle die Gesundheitsbehörde künftig gemeinsam mit den Pflegekassen eine Million Euro pro Jahr bereit. Das sei doppelt so viel wie bisher. Finanziert werden davon unter anderem Helferkreise, Betreuungsgruppen, Selbsthilfegruppen und ehrenamtliche Begleiter von Wohngemeinschaften. Diese Unterstützung solle auch helfen, möglichst viele Menschen für die Belange von dementen Menschen zu sensibilisieren, sagte Badde.