Empfangen werden die Besucher von der "Wunderwaffe", einer Metallkonstruktion aus Hitlers militärischem Forschungszentrum Peenemünde. Der Glauben an die "Wunderwaffe" sollte gegen Ende des 2. Weltkriegs die Kampfmoral der deutschen Bevölkerung heben. Die Palette der ausgestellten Wunderdinge ist breit: Gezeigt werden die gebogenen Löffel des Magiers Uri Geller, Goethes Zauberkasten, Zauberstäbe, Gipsabdrücke von Geisterhänden und der Zauberkessel aus dem Asterix-Film. Der Siegerpokal der Fußball-WM von 1954 erinnert an das "Wunder von Bern".
Katholischer Heiligenglaube
Breiten Raum nimmt das christliche Wunder ein. Anders als im Judentum oder im Islam ist das Wunder wie etwa die Auferstehung Jesu das Fundament des christlichen Glaubens. Dokumentiert ist eine katholische Heiligsprechung, der immer ein Wunder vorangegangen sein muss und deren Zahl stetig gewachsen ist. Ein historischer Film soll das Wunder von der "Weinenden Madonna" belegen. Zum Begleitprogramm der Ausstellung zählt auch ein Gottesdienst in den Deichtorhallen und ein Gespräch mit Erzbischof Werner Thissen über Wunder.
Breiten Raum nimmt die Gegenwartskunst ein. "Incidents" von Igor und Svetlana Kopystiansky zeigt wehenden Müll auf den Straßen Brooklyns, dessen Bewegung bei längerem Hinsehen etwas Magisches bekommt. Eine Installation mit Pokemon-Karten verweist auf die magische Kraft, die vor allem Jungs den bedruckten Pappen zuerkennen.
"Der Realismus führt ins Leere"
Wunder könnten gesehen werden als "Öffnungen in der Welt", so Kurator Daniel Tyradellis. Der Rationalismus allein führe ins Leere. Auch die Wissenschaft brauche für ihre Weiterentwicklung das Unvorhergesehene und Unverfügbare. Die Ausstellung sei ein Experiment, weil sie zusammenführe, was in einzelnen Museen normalerweise getrennt gezeigt werde. So könnten die einzelnen Werke in einen Dialog eintreten.
In besonderer Weise ist die Ausstellung auf Kinder ausgerichtet. Das Angebot sei mehr als ein pädagogisches Begleitprogramm, sagte Co-Kuratorin Nicola Lepp. Kinder zeigten eine größere Offenheit und Nähe zu Wundern. So gibt es Ausstellungsräume, die mit Hilfe kleiner Öffnungen nur den Kindern zugänglich sind. Außerdem bekommen Kinder spezielle Audio-Führer, mit denen sie Begleitkommentare von Gleichaltrigen hören können. Ihre Eltern können sich von ihnen dann die Kunstwerke erklären lassen.
Rahmenprogramm der Ausstellung Wunder“
Deichtorhallen Hamburg (Auswahl)
Wunder im Glauben - Öffentliche Führungen
im Dialog - mit Vertretern von Glaubensgemeinschaften
Termine: 9. Okt., 13. Nov., 11. Dez. 2011; 8. Jan. 2012;
jeweils 16.00 Uhr
Gottesdienst in der Ausstellung
Mystik und Wunder
mit Pastorin Antje Heider-Rottwilm, Brücke
– Ökumenisches Forum HafenCity
Termin: 11. 12. 2011, 10.00 Uhr
Familiengottesdienst mit Kinderchor
mit Pastor Frank Engelbrecht, Hauptkirche St. Katharinen
Termin: 5. 2. 2012, 10.00 Uhr
Welt ohne Wunder? Ein Salongespräch
mit Pater Dr. Hermann Breulmann SJ, Hamburg, Dr. h.c. Andreas
Mertin, Hagen, und Prof. Dr. Herbert Schnädelbach, Hamburg
Auditorium im Haus der Photographie der Deichtorhallen Hamburg
Termin: 26. 1. 2012, 19.00 Uhr
Eine Veranstaltung in Kooperation mit der Evangelischen Akademie
der Nordelbischen Kirche und der Katholischen Akademie Hamburg
Was Wunder – Miraculum
Erzbischof Dr. Werner Thissen im Dialog zur Ausstellung mit Kurator
Dr. Daniel Tyradellis und SchülerInnen der Eröffnungsperformance
der Künstlerin Melanie Manchot.
Begrüßung: Dr. Dirk Luckow, Intendant Deichtorhallen Hamburg
Termin: 19. 1. 2012, 19.00 Uhr
Foto 1: Altar-Reliquiar von 1682, Museum Heimathaus Münsterland und Krippenmuseum, Telgte.