Altkleidersammlung im Fokus Geschäft oder Hilfe für Arme?

Tatsächlich sei der Markt mit Altkleidern in Deutschland übersättigt, bestätigt Jutta Fugmann-Gutzeit, eine Sprecherin der Diakonie Hamburg. Viele abgelegte Sachen brauche heute keiner mehr. Deshalb solle man genau prüfen, ob T-Shirts und Hosen noch gut tragbar sind oder nicht besser als Putzlappen taugen. Den Textil-Markt in Afrika wolle niemand kaputtmachen, die Problematik sei bekannt, so Fugmann-Gutzeit.

 

Rollende Kleiderkammer

Anders als die professionellen Kleidersammler und Wohlfahrtsorganisationen, die sich zum Teil über den Weiterverkauf finanzieren, versuchen Diakonie und Kirchengemeinden die gespendeten Sachen direkt an die Bedürftigen im Land weiterzugeben. Zum Beispiel durch den Mitternachtsbus an Obdachlose. Durch Initiativen von Kirchengemeinden. Oder mit den LKWs der rollenden Kleiderkammer Wilhelmsburg. Sie fahren wöchentlich rund 20 Ausgabestellen an, vom Bürgertreff Allermöhe bis zur Maria Magdalena Kirche in Osdorf.

 

Eines vergessen leider viele Spender: Auch arme Menschen wollen zweckmäßige, gut erhaltene und modische Kleider tragen. Opas alter Anzug aus den 70er Jahre ist folglich nicht der Renner. Meist hängen davon schon 20 Stück in den Ausgabestellen. „Auch gestrickte Pullover sind für Obdachlose ungeeignet, weil sie zu lange trocknen müssen, wenn sie mal nass werden. Und die tragen auch eher robuste Turnschuhe als Lederschuhe“, sagt Fugmann-Gutzeit. Aber gute Schlafsäcke, die werden derzeit gesucht.

 

Ein Teil ist Schrott

Das Problem der Sammelstellen sei, dass häufig Spenden kommen, die niemand brauche, sagt die Diakonie-Mitarbeiterin. Es gibt „eine große Lücke zwischen Bedarf und dem, was kommt“. Die abgetragene Lieblingsjacke oder die Bettwäsche gehen daher besser in den Müll, rät Fugmann-Gutzeit.

 

Dubios und nicht nachvollziehbar wohin die Spenden gehen, erscheinen die zahlreichen Straßensammlungen, ohne Nennung von Firma und Namen, monierte jüngst die Wochenzeitung "Die Zeit". Hinter den Aktionen mit Wäschekörben und Zetteln verbirgt sich meist ein kommerzieller Sammler, der die alte Kleidung direkt weiterverkauft.

 

Übrigens, weil ein Teil der Gebrauchtkleidung in den Abgabestellen generell Schrott ist, müssen diese Sachen aussortiert werden, sagt Norbert Meibaum, Betriebsleiter der rollenden Kleiderkammer in Wilhelmsburg. Und dieser Teil werde dann tatsächlich weiterverkauft. Trotzdem kein Grund nicht zu spenden. Denn die Basishilfe, dass arme Leute sich günstig mit dieser Kleidung versorgen können, bleibt bestehen.

 

Von der rollenden Kleiderkammer Wilhelmsburg stehen etwa 100 orangefarbene Container im Stadtgebiet, meist auf dem Gelände von Kirchengemeinden.

 

Die Redaktion von kirche-hamburg.de hat für Sie Artikel über Altkleider-Verwertung zusammengestellt. Machen Sie sich selbst ein Bild. Ein Flyer der Diakonie Hamburg listet Abgabestellen auf und wo welche Kleidung gesucht wird.