Gärten und Parks - Folge 2 Gemeinde im Gemüsebeet

Die Kinder wuseln auf schmalen Pfaden durch Hecken und hohes Gras, der Flieder blüht lila. Am Pflaumenbaum hängen schon kleine grüne Früchte. Ein Marmorkuchen steht auf dem Tisch. Sonnabend nachmittag im Bahrenfelder Luther Garten (BaLuGa).

 

Familien mit kleinen und großen Kindern treffen sich hier zum Gärtnern und Klönen, die Großeltern im Schlepptau. Das Projekt der Lutherkirche Bahrenfeld startete im April. Noch muss die Brachfläche aufgeräumt und gestaltet werden. Doch der Anfang ist gemacht.

 

Pastor Björn Begas, in Jeans und Kapuzenpulli, streift über das 10.000 Quadratmeter große Areal. In der kommenden Woche rückt ein Bagger an. Er überlegt, welche Wege geschaufelt werden müssen, damit sich das Wasser nicht gleich am Eingang staut.

 

Vor eineinhalb Jahren hat er das Gelände bei Radfahren entdeckt. Es war nicht leer, aber wüst: Müll lag überall, die drei ehemaligen Kirchenkaten waren von Efeu überwuchert.

 

Begas fand heraus, dass das Gelände im neusten Bebauungsplan als Grünfläche markiert war. Der Kirchengemeindeverband Altona hatte zuvor verschiedene andere Pläne für das Grundstück gehabt, das lange auch eine Schrebergartenkolonie gewesen war. Doch alle hatten sich zerschlagen.

 

Der leidenschaftliche Gärtner war angefixt. Er überzeugte seine Gemeinde, fand Mitstreiter. Er gewann das Männerforum der Nordkirche als Kooperationspartner und den Verein Ama e.V., der unter anderem Gartenbauprojekte für straffällig gewordene Jugendliche unterhält.

 

Im April traf sich die Gruppe das erste Mal. 40 Männer und Frauen kamen zum Arbeitseinsatz, unter ihnen auch Flüchtlinge aus der benachbarten Unterkunft an der Schnackenburgallee. Sie räumten einen Riesen-Container mit Müll weg und einen weiteren mit Altholz.

 

Sie planen einen essbaren Garten

 

Nach und nach trat die Schönheit des Geländes hervor. Die mit Obstbäumen gesäumten Wege. Die kleinen Pfade durchs Dickicht, die noch aus der Kleingartenzeit stammen. Der verwunschene Schuppen an der Südseite. Eine Woche später lag schon wieder ein Sofa auf dem Grund. Sie ließen einen Zaun ziehen.

 

Ideen entfalteten sich: Feuerplätze und eine „Stille Ecke“ planen sie, ein Baumhaus und einen Lehmofen. Es soll ein „essbarer“ Garten werden, mit Kräutern unter den Bäumen und Gemüse vom Feld.

 

„Wo wir wohnen, wird jeder Stein dreimal umgedreht. Hier können wir frei gestalten“, sagt Lars Christiansen, der das Projekt mit initiiert hat. Ob Männer, Frauen, Kinder, Konfirmanden, ältere Menschen - jeder kann hier seinen Platz finden. Der Garten soll auch ein Ort für geistliches Leben sein: Erntedankgottesdienst im Gemüsebeet, Einkehr halten im Bauwagen.

 

Doch bis es soweit ist, müssen sie noch viel Schutt wegräumen, Erde urbar machen, sich abstimmen. Gemeinschaft leben ohne Vereinsmeierei. „Das hier ist Gemeinde“, sagt Begas. „Zwar etwas anders als die klassische, aber genauso offen für jeden.“

 

Treff und Einsatz im Garten

Zeit: sonnabends von 14-16 Uhr

Ort: Holstenkamp/ Ecke Regerstieg

Kontakt: Pastor Björn Begas, Tel.: 040 / 892682, Mail: begas@lutherkirche.net