In ihrem Lieblingscafé auf St. Pauli fällt Miriam Buthmann mit ihren langen, dunklen Dreadlocks, ihrer coolen Wollmütze und ihrem Lippen-Piercing äußerlich nicht aus dem Rahmen. Freundlich begrüßt mich die 28jährige zum Interview. Ihr Lächeln ist offen und schön, ihre Ausstrahlung für eine Bühnen-Front-Frau überraschend zurückhaltend und zart. Die Tatsache, dass sie in der populären Kirchenmusik-Szene Hamburgs in mehrfacher Hinsicht eine Ausnahme-Erscheinung ist, spielt die Liedermacherin bescheiden herunter: „Das ist nichts Besonderes“, sagt sie mehrmals.
Immer ganz vorn dabei, immer die Jüngste
Doch die Fakten sprechen für sich: Mit 16 Jahren absolvierte die damalige Schülerin als jüngste Absolventin den C-Kurs für Popularmusik in Plön. Ein Band-Angebot lockte sie damals in Richtung Kirchenmusik. 2012 und 2014 wurde sie in die Liederwerkstatt für den Kirchentag eingeladen – jedes Mal als jüngstes Mitglied dieses Gremiums, das neue Lieder komponiert.
2014 gehörte sie am Nordkolleg Rendsburg zum ersten Jahrgang, der die Prüfung zum B-Kirchenmusiker für Popularmusik ablegte. „Auch hier war ich wieder die Jüngste“, sagt Miriam Buthmann schmunzelnd. Einen Grund für ihre Erfolge in der christlichen Popularmusik sieht sie selbst darin, dass sie nicht ausschließlich in diesem Kontext tätig ist: „Ich sehe mich als Liedermacherin, die auch christliche Lieder schreibt.“
Vertonte Psalmen und Pop auf Platt
Auf dem Kirchentag Anfang Juni stellt Miriam Buthmann mit ihrer Band frische Songs vor, darunter „Es wird Abend mit Dir“ oder „Quelle unseres Lebens“. Auch ihr plattdeutscher Song „Allens, wat du bruukst“, den sie für den Hamburger Kirchentag 2013 komponierte, ist wieder im Liederbuch zu finden, freut sich die Liedermacherin, die in einem kleinen Dorf bei Bad Segeberg aufwuchs: „Diesmal für Süddeutschland natürlich auf Hochdeutsch, aber immerhin noch mit plattdeutschen Unterzeilen.“
Mehr nordischen Pop auf Platt steuert sie mit ihrer weltlichen Gruppe „Die Tüdelband“ bei. Die Band gibt insgesamt drei Konzerte in Stuttgart. Wie vielseitig die junge Musikerin ist, zeigt ihr neuestes Psalm-Projekt, das Miriam Buthmann ebenfalls auf dem Kirchentag präsentieren wird: „Dabei habe ich versucht, für die essentiellen Themen der Psalmen eigene Worte und Melodien zu finden.“ Die passende CD „Mit einem anderen Blick“ sei zum Glück rechtzeitig fertig geworden.
Lieder mit inspirierten Texten und Groove
Künstlerische Inspiration schöpft Miriam Buthmann aber nicht nur aus Bibeltexten. Auch im ganz normalen Alltag und im Austausch mit anderen Menschen und Musikern entstehen Ideen für neue Lieder. Im Café oder in der U-Bahn komponiere sie jedoch nie, verrät sie: „Dazu brauche ich Ruhe und meine Instrumente“.
Was ihrer Meinung nach zu einem guten kirchlichen Popsong gehört? „Ich freue mich über Lieder mit einer eingängigen Melodie, über Texte, die über die erste Strophe hinaus inspiriert bleiben und über einen guten Groove“, sagt die 28jährige. Wer sie vor dem Kirchentag schon mal in Hamburg hören möchte, schaut am besten in der Kirchengemeinde Winterhude-Uhlenhorst (Heilandskirche) vorbei, wo Miriam Buthmann seit 6 Jahren den Gospelchor „Die Heiländer“ leitet sowie Sternstunden- und Familiengottesdienste begleitet.
Konzerte auf dem Kirchentag in Stuttgart
- Do 4. Juni: 13.30-14.30 Uhr, Erlöserkirche (Miriam Buthmann und Band)
- Do, 4. Juni 19.00-20.00 Uhr, Schwabenlandhalle Fellbach (De Tüdelband)
- Fr, 5. Juni: 12.30-13.30 Uhr, Wagenhalle Stuttgart (De Tüdelband)
- Fr, 5. Juni: 17.00-18.00 Uhr, Martinskirche (Miriam Buthmann und Band)
- Sa, 6. Juni: 14.30-16.00 Uhr, Andreäkirche (Miriam Buthmann und Band)
- Sa, 6. Juni: 17.00-18.00 Uhr, Bühne im Oberen Schlossgarten (De Tüdelband)
- Sa, 6. Juni: 19.00-21.00 Uhr, Steigkirche (Miriam Buthmann und Band)