Was zeichnet Jenkins’ Werk aus?
Es ist ein unbedingtes Bekenntnis zum Frieden, mit Texten quer durch die Religionen und Kulturen. Es nimmt musikalische und kirchenmusikalische Traditionen auf, ist leicht verständlich und wunderschön zu hören. Das Augenfälligste: Ein Imam singt eine Sure aus dem Koran, auf Arabisch, ganz alleine, wie in der Moschee.
Was hat Jenkins damit beabsichtigt?
Das Werk ist 1999 im Zuge des Kosovo-Konflikts entstanden. Es ist eine Aufforderung an die Anhänger verschiedener Religionen, miteinander ins Gespräch zu kommen. Auch für uns war das Werk der Ausgangspunkt für unser Projekt, das in den vergangenen sechs Wochen Jung und Alt, Muslime, Juden und Christen auf vielfältige Art und Weise zusammenbrachte.
Das Werk wird häufig mit Filmmaterial bebildert. Sie haben sich dagegen entschieden. Stattdessen tanzen Studierende der Lola Rogge Schule. Warum?
Der Tanz ermöglicht einen anderen Zugang zu dem, was man zu kennen glaubt. Der siebten Satz etwa macht Kriegshandlungen hörbar, bis dahin, dass eine Bombe explodiert. Die Tänzer vollziehen das gestisch und mimisch nach: Die Beine knicken ein, sie sacken zu Boden. Danach herrscht für 30 Sekunden Stille. Das ist an Intensität kaum zu überbieten.
Warum führen Sie das Werk mit Schülerinnen und Schülern auf?
Kinder lernen von Erwachsenen und umgekehrt. Die Jungen gehen unvoreingenommen an Neues heran, die Älteren haben ihren Erfahrungsschatz. Beide profitieren voneinander – auch beim Musizieren. Deutlich wurde: Manche Fragen sind nicht so leicht lösbar, nach dem Motto „Es ist Krieg und keiner geht hin“. Wir brauchen den Austausch und das Gebet. Und genauso endet das Konzert auch.
Sie sagen, das Konzert sei eines der wichtigsten in ihrer bisherigen Arbeit. Warum?
Dieses Konzert und das Projekt haben einen aktuellen Bezug zu unserem Leben. Das zeigt der Blick in die Medien jeden Tag. Unsere Arbeit als Kirchenmusiker besteht ja sonst vor allem darin, wertvolle musikalische Traditionen zu vermitteln.
Was ist Ihr Ziel?
Ich wünsche mir, dass die Zuhörer nachdenklich nach Hause gehen. Wir haben keine einfachen Antworten. Doch Muslimen wie Christen liegt der Frieden am Herzen. Daran wollen wir weiter arbeiten, die Kontakte sind geknüpft. Das Projekt ist erst der Anfang.
The armed man – a mass für peace
Zeit: Donnerstag, 9. Oktober, 19.30 Uhr
Ort: Hauptkirche St. Michaelis, Englische Planke
Mitwirkende: Kantorei St. Michaelis, Großer Chor des Goethe-Gymnasiums Lurup,das erweiterte Orchester der Kantorei und Gesangsolisten, Studierende der Lola-Rogge- Schule, der Hamburger Imam Münir Camli
Leitung: Manuel Gera
Eintritt: Karten zwischen 8 und 28 Euro gibt es an der Turmkasse St. Michaelis und an allen bekannten Vorverkaufsstellen