Podiumsdiskussion in St. Petri Forum Nordelbien: „Der Wohlfahrtsstaat wird uns nicht retten“

Nur in einer Frage herrschte Einigkeit bei den Teilnehmern der Podiumsdiskussion: Dass der Riss durch das Gemeinwesen wächst und die immer größere Teile aus der Bevölkerung nicht mehr am Wohlstand teilhaben werden. Das Problem sei keine Frage des Geldtransfers (Erhöhung der Hartz-IV-Sätze) oder der Bildung (keine Garantie für guten Job), sagte Bude. Es sei vielmehr ein strukturelles Problem. Beispielsweise gebe es immer mehr Gruppen von Menschen, die sich nicht aktivieren lassen, sich in die Gesellschaft zu integrieren. Seinen Untersuchungen zufolge zählten viele Schulabbrecher dazu, aber auch bei Einwanderern gebe es Migrationsverlierer.

 

Für das Miteinander unter den Religionen in Hamburg zeichnete Bischöfin Jepsen ein positiveres Bild. „Inzwischen haben wir eine große Ökumene, das müssen wir auch weiter einüben“, erklärte Jepsen. Es bestehe bereits ein großes Netz unter den vielen Religionsgemeinschaften in Hamburg. Wichtig sei, dass Vertrauen geschaffen werde und „der Austausch mit Respekt und auf Augenhöhe stattfindet.“ Der Berliner Autor und Wirtschaftsjournalist Hannes Koch sagte auf dem Podium, dass es wichtiger werde, die Wirtschaft zu regulieren. Zugleich appellierte er an die Eigenverantwortung der Unternehmer. Koch forderte aber auch, „dass der Staat auch den Unternehmen wieder sagen soll, wo es lang geht“. Zum Beispiel gebe es immer noch keinen Mindestlohn. Notwendig sei aber auch, dass der Einzelne erkennt, dass er den Markt beeinflussen könne, etwa durch sein Kaufverhalten.

 

Überlebenswichtig für den Einzelnen sei, ob arbeitslos oder krank, dass der Mensch ein Gefühl seiner Würde behalte, ergänzte der Berliner Theologe Rolf Schieder. Da habe die evangelische Theologie ein Konzept parat: Dass der Mensch vor Gott bereits gerechtfertigt sei, ganz unabhängig von seinem Tun. Bischöfin Jepsen wiederum war der Ansicht, dass einfach viele Menschen aus Beruf und Gesellschaft herauskippen. „Und wir haben uns an vieles gewöhnt“, ermahnte Jepsen. Da sei Beziehungsfähigkeit gefragt, also das man mal nachfragt. Jeder Einzelne trage Verantwortung.

 

Mechthild Klein (kirche-hamburg.de)