Auch die EU-Kommission in Brüssel hatte gefordert, dass die Behörden das Schiff in den Hafen lassen. Nach den Worten von Dethloff wissen die Menschen in Norddeutschland um den hohen Wert der Rettung von Schiffbrüchigen. "All diese Werte gehen vor dem europäischen Grenzsicherungssystem verloren, wenn ein Schiff mit militärischen Mitteln gehindert wird, einen sicheren Hafen anzulaufen, weil es Bootsflüchtlinge aufgenommen hat", sagte die evangelische Theologin.
Dethloff verwies auf den Fall der "Cap Anamur" im Jahr 2004. Auch damals sei an Reeder signalisiert worden, keine Seenotrettung mehr im Mittelmeer zu wagen. Der damalige Kapitän der "Cap Anamur", Stefan Schmidt, hatte im Juni 2004 37 Menschen gerettet, die auf dem Fluchtweg nach Europa vor der italienischen Küste in Seenot geraten waren. Dafür stand er gemeinsam mit dem Journalisten und ehemaligen Vorsitzenden des Hilfskomitees "Cap Anamur", Elias Bierdel, sowie seinem 1. Offizier, Vladimir Daschkewitsch, in Italien vor Gericht. Dieses hatte die drei Angeklagten nach dreijähriger Verfahrensdauer freigesprochen. Schmidt ist heute Flüchtlingsbeauftragter des Landes Schleswig-Holstein.