St. Pauli-Pastor Sieghard Wilm bekräftigte, dass die Flüchtlinge gewaltsame Demonstrationen ablehnten. Aufgabe der Kirche sei es, Brücken zwischen Flüchtlingen und Senat zu bauen. Dass die Polizei Zivilstreifen rund um das Kirchengelände einsetze und Hubschrauber über dem Gelände kreisen lasse, sei allerdings "ein unfreundlicher Akt".
Die Nordkirche hat den Senat zu neuen Gesprächen über die Lampedusa-Flüchtlinge aufgerufen. Der "Weg der Eskalation" dürfe nicht weiterbeschritten werden, sagte Propst Melzer. Die bisherigen Gespräche seien "in gegenseitigem Respekt" verlaufen.
Umso mehr hätten ihn die am vergangenen Freitag begonnenen Personenkontrollen "überrascht und schockiert". Das derzeitige Vorgehen schaffe "keine gute Grundlage für ein konstruktives Gespräch", so Melzer. Die Nordkirche werde ihre humanitäre Nothilfe fortführen. Nach wie vor sei geplant, insgesamt 35 Container auf Kirchengelände aufzustellen, um die Flüchtlinge im Winter zu versorgen. Geld dafür stehe aus Spenden zur Verfügung.
Von einer anfangs versprochenen "wohlwollenden Prüfung" könne keine Rede sein. Drei anonymisierte Beispielfälle von Lampedusa-Flüchtlingen, die die kirchliche Beratungsstelle "fluchtpunkt" der Innenbehörde vorgelegt habe, seien "brüsk" als chancenlos zurückgewiesen worden. Dabei gehe es nicht um Asylanträge, sondern um ein "humanitäres Bleiberecht".
Die rund 300 afrikanischen Wanderarbeiter waren in den Kriegswirren aus Libyen nach Italien geflüchtet. Dort hatten sie die Behörden vor etwa einem Jahr mit 500 Euro Reisegeld nach Deutschland weiter geschickt. Der Senat lehnt bislang eine Aufnahme aller Flüchtlinge aus humanitären Gründen ab, hat aber eine Einzelfallprüfung zugesagt. Grundsätzlich müsse das Asylverfahren in Italien durchgeführt werden, hatte Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) mehrfach betont.
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