„Man darf nicht unterschätzen, welche Bedeutung es für die Menschen hat, ihre Gedanken oder Sorgen mal wieder in der Muttersprache äußern zu können“, sagt Pastorin Oldendorff, die als Halb-Finnin zweisprachig aufwuchs. „Das gilt selbst für Mitglieder unserer Gemeinde, die seit 30 Jahren in Deutschland leben.“
„Wir sind nicht nur Kirche, sondern auch Kulturhaus und tägliches Wohnzimmer für Finnen und Finnland-Freunde“, meint Valtteri Salmi, der vorher die finnische Seemannsmission in Rotterdamm geleitet hat.
Eine Gemeinde mit rund 2000 Mitgliedern
Rund 900 Finnen leben in Hamburg und Umgebung, dazu kommen über 1000 Menschen, die neben der finnischen auch die deutsche Staatsbürgerschaft haben. Von den Finnen kommt jeder mindestens einmal im Jahr in die Seemannsmission, berichtet Katri Oldendorff. Die Pastorin ist für kirchliche Aufgaben zuständig wie die Gestaltung von Gottesdiensten, Taufen, Trauungen und Beerdigungen. Der studierte Sozialpädagoge Salmi übernimmt eher Organisatorisches. Die Anliegen der Menschen seien ganz unterschiedlich: Der eine braucht einen Pass, der Nächste Essen oder Geld für irgendwas. Viele wollen einfach mal reden.
Unterstützt wird Valtteri Salmi von zwei Sozialberatern. Es gibt Bastel- und Seniorengruppen, Kinder-Club und Kirchenchor sowie am Donnerstagabend eine Andacht und sonntags den Gottesdienst. Etwa 100 Kinder lernen im Sprachkurs die finnische Sprache. Im Keller sind zwei Saunen, die öffentlich besucht, aber auch privat gemietet werden können. Mehrmals pro Woche fahren die Sozialarbeiter raus und besuchen finnische Schiffe im Hafen.
Kirche, Sauna und Supermarkt
Jährlich zählt das Haus rund 70.000 Besucher. Viele von ihnen gehen in den sogenannten Basar im Erdgeschoss, eine Mischung aus Kaufhaus und Supermarkt. Durch den Verkauf und die Vermietung von Gästezimmern für Touristen finanziert die finnische Seemannsmission sich zum großen Teil selbst.
Während der Leiter der Sozialarbeit mit der Seemannskirche einen festen Arbeitsplatz hat, ist Katri Oldendorff viel unterwegs. Sie betreut auch Finnen in Schleswig-Holstein, bis hinauf nach Kiel. Dabei wächst die finnische Community in Deutschland seit einigen Jahren wieder spürbar. Früher kamen viele einzelne Finnen zum Studium oder für eine Ausbildung, heute sind es mehr junge Familien, die es nach Norddeutschland zieht. „Man muss bei den Menschen sein, so viel wie möglich“, meint Katri Oldendorff.