Als Hauptpastor der City-Kirche St. Jacobi hat Karl-Günther Petters viele Male vor dem Altar seiner Hauptkirche gepredigt. Im Ruhestand hat er Zeit gefunden, sich den kunstvollen Malereien und Schnitzereien kunsthistorisch zu widmen. Rund fünf Jahre hat er Dokumente begutachtet, Heiligendarstellungen gedeutet, lateinische Texte übersetzt und mittelalterliche Altäre in anderen Städten besucht.
Ende vorigen Jahres konnte der 74-Jährige dann seine Dissertation über den Lukas-Altar von St. Jacobi abgeben und darf sich seitdem "Dr. Petters" nennen. Am Freitag wird er seine Arbeit öffentlich vorstellen. Der Lukas-Altar wurde von 1499 bis 1508 für den damaligen, inzwischen abgebrochenen Marien-Dom geschaffen und steht heute gut gesichert im Südschiff der Hauptkirche. Der Evangelist Lukas war auch Schutzpatron der Maler und Glaser, die den Altar gestiftet haben.
Lukas blickt seltsam entrückt in die Ferne
Im geschnitzten Mittelteil des Altars sitzt Lukas vor einer Staffelei dem Jesuskind gegenüber, das seine Mutter Maria auf dem Schoß hält. Ein ähnliches Motiv zeigen auch die beiden äußeren Altartafeln, die nur während der Fastenzeit vor Ostern gezeigt werden. Auf beiden Motiven blickt Lukas aber seltsam entrückt am Jesuskind vorbei in die Ferne.
Durch mystische Versenkung des Einzelnen, könne Gott erlebt und "geschaut" werden, so Petters' theologische Deutung. Theologisch interessant seien auch die beiden Bilder auf den Außenflügeln des Altars. UV-Untersuchungen hätten ergeben, dass der erste Entwurf und das Bild vom malenden Lukas von Hinrik Bornemann (um 1450-1499/1510) stammen.
Maria trägt ein prächtiges Gewand
Das Marienbild auf der zweiten Tafel dagegen malte Bornemanns Kollege Absolon Stumme - allerdings völlig anders als von Bornemann geplant: Aus der einfachen Frau wurde eine Maria im prächtigen Gewand mit drei schwebenden Engeln über ihrem Haupt. Nicht mehr die Versenkung des Einzelnen führe zu Gott, so die Schlussfolgerung Petters, sondern der in der Abendmahlfeier gegenwärtige Christus, auf den Maria verweist.
Nach Stationen als Gemeindepastor, in der Beratung und der Öffentlichkeitsarbeit wurde Petters 1993 zum Propst von Barmbek gewählt. Anfang 2005 übernahm er dazu noch das Amt als Jacobi-Hauptpastor, nachdem Vorgänger Lutz Mohaupt Pressesprecher von Bürgermeister Ole von Beust (CDU) geworden war.
Petters' Nachfolgerin an St. Jacobi war Ende 2006 Kirsten Fehrs, die heutige Bischöfin. Seine Leidenschaft für die Kunstgeschichte ist mit seiner Dissertation nicht beendet. Ein weiteres Buch über die anderen Altäre von St. Jacobi, so verriet Petters, sei bereits in Arbeit.
Zeit: Freitag, 1. Juli, 17 Uhr
Ort: Hauptkirche St. Jacobi, Steinstraße