Behinderte und Betreuung Ev. Stiftung Alsterdorf beleuchtet ihre dunkle Nachkriegsgeschichte

Die Dokumentation wurde im Auftrag der Ev. Stiftung von den beiden Autorinnen und Kulturwissenschaftlerinnen Gerda Engelbracht und Andrea Hauser verfasst. "Wir wollten uns nicht einfach nur selbst feiern und uns und unsere Geschichte in Hochglanzbroschüren darstellen", sagte Professor Hanns-Stephan Haas, Vorstandsvorsitzender der Stiftung. Doch die Ergebnisse machten deutlich, dass viele Menschen in Alsterdorf damals Gewalt erfuhren, psychisch und physisch, auch durch Medikamente oder Strafmaßnahmen.

 

Bitte um Verzeihung

Haas: "Ich möchte im Namen unserer Stiftung daher alle Menschen, die in den damaligen Alsterdorfer Anstalten Opfer von Gewalt wurden, für diese Geschehnisse um Verzeihung bitten." Viele Fortschritte in der neueren Stiftungsgeschichte seien abhängig von einem Lernen aus der Geschichte. Die Dokumentation zeigt daher auch, wie es in der Anstalt bis in die 1970er Jahre hinein zu den unhaltbaren Zuständen kommen konnte. Und auf welche Widerstände engagierte Mitarbeiter stießen, die diese Zustände zum Teil vehement anprangerten. Erst Ende 1988 wurden die "Alsterdorfer Anstalten" in "Ev. Stiftung Alsterdorf" umbenannt.

 

Als Geburtsstunde der Stiftung wird der 19. Oktober 1863 angesehen. Damals zog der Theologe und Pädagoge Matthias Sengelmann gemeinsam mit vier geistig behinderten Jungen in ein kleines Fachwerkhaus an der heutigen Sengelmannstraße, die damals außerhalb der Stadtgrenzen Hamburgs lag. Neben weiteren Wohnhäusern und landwirtschaftlichen Gebäuden ließ Sengelmann schon in den ersten Jahren eine Schule und später ein Krankenhaus bauen.

 

Heute ist die Ev. Stiftung Alsterdorf ein diakonisches Dienstleistungsunternehmen mit mehr als 6.200 Mitarbeitenden. Im Bereich Assistenz (Begleitung und Wohnung) werden nach eigenen Angaben in Norddeutschland fast 2.500 Menschen betreut, im Bereich Arbeit und Beschäftigung sind es über 1.800. Zusätzlich gibt es Bildungsangebote in Kitas und weitere Angebote in der Kinder- und Jugendhilfe sowie in der Seniorenhilfe und Pflege.